Im Februar 2014 sind wir wieder vor Ort in Bodhgaya. Diesmal mit live Berichterstattung von Annika, unserer frischgebackenen Praktikantin, die hier im Blog von Indien, Theaterprojekten und sich selbst erzählt. Los geht's!
Namaste! - Ankommen
Ankommen, ankommen, ankommen.
Ich glaube, ich könnte 6 Wochen lang nur ankommen - so viel neues gibt es in Indien zu sehen, zu entdecken, zu riechen, zu fühlen, zu lernen.
Ich - das heißt Annika. Ich bin gerade 19 Jahre alt geworden und war noch nie außerhalb von Europa. Indien kannte ich bisher von meiner Leucht-Globus-Nachttischlampe und das Exostischste, was ich
bisher erlebt habe, war die Reise nach Australien... als meine Mutter mit mir schwanger war... Bis ich vor ungefähr einem halben Jahr im Internet zufällig auf "creacting" und das Team dahinter
gestoßen bin. Die ganze Nacht lang habe ich mir Website und Bilder angeschaut.
Und jetzt bin ich dabei - hier in Bodhgaya. Bihar. Indien.
Über die Theaterworkshops mit den Kindern kann ich noch nicht viel schreiben, da wir Montag den ersten machen. Dafür aber schon ein bisschen über Indien.
Indien ist so vieles -
so ohrenbetäubend laut und andächtig still, so dreckig und kaputt, schön und bunt. Nur eines von beidem und trotzdem alles gleichzeitig.
Im Tempel lächeln uns die Leute an - Namaste, namaste! - auf der Straße ziehen die Bettler an uns, lassen mich nicht mehr los - mehr mit Blicken als mit Händen. Dann weiß ich nicht, was ich tun
soll. Wegschauen kommt mir falsch vor - noch falscher aber, ihnen in die Augen zu sehen und nicht allen etwas geben zu können. Es leben so viele Menschen auf der Straße, nicht alle sehen
unglücklich aus, viele schon. Überall versucht jeder, alles zu verkaufen.
Indien ist anstrengend, weil mich viel mehr auf irgendeine (ob positive oder negative) Art berührt, als wenn ich in Deutschland durch die Straßen laufe.
Das Highlight: Zum ersten Mal die Kinder in der Schule sehen, die letztes Jahr schon Theater gespielt haben. Wir bekommen sofort Blumenkränze umgehängt, iher Augen leuchten und jeder sagt, dass
er "ready" ist.
Ich bin so gespannt, was von und aus ihnen noch kommt, welche Ideen sie haben, was sie können und wollen. Wir treffen auch Kinder aus dem Dorf und es ist so deutlich, was das Theaterspielen bei
den anderen schon bewirkt hat.
Die Dorfkinder beobachten uns (... Beobachtet werden. Auch so ein Gefühl, das ich hier oft habe.) und wagen sich schließlich ein Stück näher zu uns hin - und ziehen sich wieder zurück. Ich kann
sie verstehen. Aber ein Kontakt ist da, es interessiert sie, was die Leute mit den lustigen bunten Jongliertüchern machen und das ist bestimmt ein Anfang.
"Do one thing everyday that scares you." - Hier passt das auf die Kinder und mich.
Wir planen verschiedene Workshops mit Kindern aus unterschiedlichen sozialen Schichten, Schülern, Lehrern. Am Ende gibt es dann Aufführungen und eine Tournee. Sich überwinden, Kontakt aufbauen,
sich kennenlernen - all das gibt es hier in Indien im Schnelldurchlauf.
"Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie (... und hier auch die der Spielenden) zu ändern
vermag."
(Frei nach Berthold Brecht)
Wir sind auch "ready"!
Kommentar schreiben