Das hier wird ein kurzer Eintrag, weil ich gerade im Hotelzimmer in Delhi sitze (eigentlich packen sollte...) und wir morgen früh wieder nach Hause fliegen. Nach Hause. Irgendwie glaube ich, je mehr Menschen an verschiedenen Orten ich treffe, dass das gar nichts mit einem bestimmten Ort zu tun hat, sondern einem Gefühl. Oder vielen Gefühlen. Die müssen nicht immer nur gut sein, das wäre ja auch irgendwie langweilig... auf jeden Fall kann man bestimmt viele Zuhause haben. Und ich denke mir, dass Bodhgaya bestimmt eines für mich werden könnte, falls ich wiederkommen würde. Und das halte ich für eine tolle Erkenntnis. :-)
In den Workshops haben wir eine Show auf die Beine gestellt, die wir dreimal gespielt haben: “Starlight Saraswati and the eternal chai”. Es geht um das sehr reale Problem von Plastik, das hier wirklich überall herumliegt oder verbrannt wird, Umweltverschmutzung, den Glauben an die Götter... Indien.
Das ist es, was ich toll daran finde, was mich begeistert. Die Leute, die die Show sehen und irgendetwas wiedererkennen, es ist nichts, das wir einfach in unseren (wenn auch sehr vielen) Koffern aus Deutschland mitgebracht haben.
Die Aliens bringen sie zum Lachen, den Chai-Wallah lieben sie und die Müllmonster... machen ihnen vielleicht nicht wirklich Angst, aber toll sind sie trotzdem.
Die Kinder, deren Augen leuchten, sowohl vor der Show, als auch währenddessen und danach, wenn sie sich verbeugen und Applaus hören, Obwohl das Indien eigentlich nicht so üblich ist.
Die Jungs der letzten Jahre, die sich bei jeder Show etwas neues einfallen lassen, improvisieren und Spaß haben.
Die Mädchen, die auf der Bühne aufdrehen, obwohl sie sich sonst nichts trauen.
Außerdem haben wir noch Aufnahmen für einen Doku-Film gemacht, was jedes Mal ein richtiges Abenteuer war: Alle Kinder in die Rikscha packen, Kostüme hinten rein und zum Beispiel zu einer alten Ziegelsteinfabrik fahren und dort Szenen drehen. Toll und ziemlich befremdend gleichzeitig, weil hier bis vor einiger Zeit noch Kinder gearbeitet haben. Und jetzt sind wir da und spielen und halb Bodhgaya kommt angelaufen, um zuzuschauen.
Es ist unglaublich, wie schnell die Zeit vorbeigeht und wie anders jetzt alles ist. Ich laufe durch Delhi und fühle mich nicht mehr so wie vor sechs Wochen. Ich vermisse Bodhgaya jetzt schon ein bisschen und habe so viel gelernt und so viele Menschen getroffen, die ich toll finde. Für mich gibt es in Indien jetzt keine Inder mehr, sondern Jungs und Mädchen und Erwachsene, mit denen mit denen mich etwas verbindet.
Jetzt ist der Vorhang, der immer eine neue Welt öffnet, in Indien schon fast wieder zu... für dieses Jahr.
Eines steht fest – es geht weiter. Dieses Jahr sind ganz neue Pläne entstanden – um zum Beispiel ehemalige “Theater-Kinder” bei ihrer Ausbildung zu unterstützen, können sie in ihrer freien Zeit Theaterworkshops halten und sich ihr Taschengeld mit Theater verdienen! So geht das Projekt in Bodhgaya bestenfalls das ganze Jahr weiter, wird größer, weiter, man gewinnt vielleicht neue Leute... und das klingt doch schon einmal sehr gut und nach einer absolut positiven Entwicklung.
“Indien hat sich um dich bemüht.” - diesen Satz bleibt mir im Gedächtnis.
Es stimmt – ich hatte so viel Glück hier, habe so viele spannende Menschen getroffen und hatte das Privileg, mich mit ihnen über alles mögliche austauschen zu dürfen, offen, nach dem Motto “Not better, not worse, just different”. Ich habe viel gelernt – damit meine ich aber nicht nur, wie man eine Lichtanlage bedient, während einer Show die Musik macht... oder am schnellsten 23 Kindern Samosas austeilt :-) sondern auch so viel über Zusammenarbeit, Gruppen, kulturelle Unterschiede zu schätzen oder einfach mal zu vergessen, sich auch ohne Sprache zu verstehen und, und, und... wahrscheinlich wird mir das alles erst klar, wenn ich mal groß und weise bin.
Auf jeden Fall war es eine sehr besondere Zeit, mir bleibt nur noch zu sagen “Curtain...down!”... so wie wir es am Ende mit allen Kindern gemacht haben, nachdem jeder ein Zertifikat und Geschenke bekommen hat und wir zum letzten Mal im Kreis gesessen sind.
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