Heute war auch teilweise ein ziemlich schwieriger Tag. Angefangen hat alles ganz gut.Wir saßen erst alle ganz entspannt auf dem Balkon und haben richtig viel richtig leckeres Obst gegessen haben, was eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist, denn hier gibt es auf dem Markt so leckeres und so günstiges Obst, und Chai getrunken. Dann hatten wir eine super kreative Runde wo wir die Kostüme für die Elemente Wasser, Erde und Luft designt haben. Da sind richtig gute Ideen bei rausgekommen und es hat super viel Spaß gemacht, weil wir uns alle gegenseitig auf neue Ideen gebracht haben und es war fast schon eine kleine kreative Eplosion. Wir sind alle sehr gespannt auf die Ergebnisse.
Dann sind wir auch schon los zur Azora School um den nächsten Workshop mit den Dreamcatchern zu haben. Als wir dort angekommen sind, haben wir direkt gemerkt, dass irgendwie eine merkwürdige Stimmung herrschte. Wir haben versucht die Stimmung mit einer Runde Indiaca auf zu lockern, aber irgendwie wollte das nicht so richtig funktionieren.
Also haben wir uns alle zusammen gesetzt um zu sprechen. Dabei ist dann rausgekommen, dass Santos sauer ist und traurig und es nicht so richtig versteht, warum nicht alle aus der ursprünlichen Gruppe mit nach Deutschland kommen können. Wir haben dann versucht den Kindern klar zu machen, dass wir es wirklich wollen, dass sie alle kommen und dass wir alles versucht haben, aber dass es wirklich nicht möglich ist, weil von dem Projekt nur genehmigt werden kann, dass 8 Leute nach Deutschland kommen. Für mich war das eine total schlimme Situation, weil ich absolut mit Santos mit fühlen konnte. Es ist halt voll der Zwiespalt auch für uns gewesen, weil es einfach eine Gruppe von Jungen ist, die als Brüder zusammen aufgewachsen sind und seit Jahren zusammen Theater machen und von ihnen aber nur 6 mit nach Deutschland kommen können. Wäre ich eine der gewesen, die nicht mit kommen können, hätte ich total an mir selber gezweifelt und mich zurück gewiesen gefühlt.. Andererseits würde ich mich, wenn ich einer der „Auserwählten“ wäre auch total schlecht fühlen, dass ich jetzt mit darf und einer meiner Brüder diese Chance nicht bekommen hat. Deswegen konnte ich es auch verstehen, als Santos meinte, er will nicht mit kommen, wenn nicht alle fahren können. Für ihn war es halt entweder alle oder niemand. Für die anderen Jungen war es scheinbar auch blöd, aber trotzdem nicht so ein großes Problem. Wir haben deswegen Santos ein Ultimatum gestellt, dass er noch zwei Tage Zeit hat, sich die Sache noch mal durch den Kopf gehen zu lassen.
Als nächsten Punkt in unserer Diskussionsrunde haben wir noch die Reisepasslage besprochen. Die Jungen haben nämlich alle keinen Reisepass und müssen den für die Reise natürlich noch beantragen. Das ist allerdings nicht so leicht wie in Deutschland, das man einfach zum Bürgeramt geht und dann seinen Pass bekommt, sondern es muss erstmal eine Geburtsurkunde und eine Death Certification des toten Elternteils (alle der Kinder haben nur noch einen Elternteil) beantragt werden, dann muss man eine ID Card beantragen und dann mit diesen ganzen Unterlagen und der ID Card der Mutter den Pass beantragen. Das ist also alles eine ganz schön große Sache.
Nach diesem ewig langen Gespräch kann man sich also vorstellen, dass unser aller Stimmung ziemlich im Keller war und ich dachte echt, der Workshop sei gelaufen. Aber ich weiß nicht, wie er es hinbekommen hat, aber Wolfi hat es wirklich geschafft, die negative Energie in positive umzuwandeln und den Workshop noch zum Laufen zu bringen und wir hatten alle noch super viel Spaß.
Nach dem Workshop hatten wir dann alle noch zu tun mit allem möglichen Kram, bevor wir dann zu Mohammeds gefahren sind um zu essen. Nach einem sehr sehr ausgedehnten mega leckerem indischen Essen sind wir alle voll gefressen nach Hause gefahren. Dort haben wir dann noch unsere allabendliche Runde gemacht, in der wir auf dem Balkon sitzen, Chai trinken, indische ultra süße Süßigkeiten essen und jeder noch von seinem Tag, seinen Gefühlen und seinen Gedanken erzählt. Diese Runde gefällt mir total gut und ich finde es super wichtig und schön, dass wir uns jeden Abend austauschen, vorallem hier, wo so viele neue Sachen passieren, die man verarbeiten muss und über die man reden muss. Das hilft auch total dabei seine Gedanken zu ordnen. Danach besprechen wir noch alles mögliche, machen das Konzept für den nächsten Workshop oder planen die Aufgaben für den nächsten Tag. Dann geht also die richtige Arbeit erst los. Wir sitzen dann immer noch stundenlang zusammen, unterhalten uns über alles was es so gibt, snacken zwischendurch noch einen Granatapfel und trinken ein paar Runden Chai bis wir dann um 2 oder 3, wenn alle Inder schon fast wieder aufstehen, endlich schlafen gehen.
Das war also ein typischer Tag hier bei uns.
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