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Gerd Gruhn

 

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Das Zeitgefühl der indischen Bahn und was es heißt krank zu sein von Liz

Bei uns ist es jetzt schon Mittwoch Abend und wir haben eine kleine Blogpause gemacht. In den letzten Tagen haben wir wieder viele neue Erfahrungen gemacht.
Wir sind von Delhi nach Bodhgaya gereist. Das war sehr sehr anstrengend. Angefangen hat es damit, dass wir den Zug um 12:10 Uhr nehmen sollten. Am Bahnhof angekommen, sagte uns Vinod, dass dieser drei Stunden Verspätung hat. Also haben immer zwei Leute auf das Gepäck aufgepasst und die anderen sind nochmal in die Stadt gegangen, um zu essen oder andere Dinge einzukaufen. Ich selbst musste erst am Bahnhof bleiben, weil ich dort eher meine Ruhe hatte, die ich dringend brauchte, als in der total vollen Stadt in Delhi. Aber nach einiger Zeit bin ich mit Nina, Julia und Pauline noch einen Tee trinken gegangen. Als wir wieder zum Bahnhof kamen hieß es, dass der Zug erst um 17 Uhr fährt. Das scheint wohl sehr typisch für Indien zu sein, denn auch andere Menschen warteten und schlugen die Zeit tot. Um uns nicht zu sehr zu langweilen spielten wir ein Kartenspiel, das Julia uns erklärte und ein Inder kam dazu um mitzuspielen. Das fand ich wirklich sehr schön, weil es endlich mal nichts mit Geld und Verkauf zu tun hatte. Spielerisch kann man also schneller einen guten Kontakt herstellen, der nicht von Abhängigkeiten geprägt ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl für unser Projekt in Bodhgaya bei dem es ja um Theater"spielen" geht.
Nachdem wir dann das ganze Gepäck (und das ist wirklich sehr viel) zum Bahnsteig getragen haben musste wir dort auch noch fast eine Stunde warten, bis wir in den Zug einsteigen konnten. Ich fühlte mich unglaublich beobachtet am Bahnhof. Ständig schauten Leute uns an und manche wollten Fotos von uns machen. Ob das nun an unserer Hautfarbe, Gruppengröße oder der riesigen Menge an Gepäck lag, weiß ich nicht. Vielleicht war es eine Mischung aus allem.
Im Zug ging es dann weiter mit den neuen Eindrücken. Es war ein Sleeperstrain, in dem wir sehr lange unterwegs waren. Insgesamt etwa 16 Stunden. Um halb sechs abends sind wir losgefahren und ich bin schon um sieben eingeschlafen. Durch das ruckeln bin ich manchmal aufgewacht, aber nicht sehr lange. Bis 7 Uhr morgens habe ich dann fast durchgeschlafen und konnte noch etwas von der Landschaft sehen. Alles war sehr flach. Manchmal gab es ein paar Häuseransammlungen, aber im großen und ganzen sah es eher nach einer Steppenregion aus. Während der Wachzeiten kommen im Zug immer Leute mit Speisen und Getränken vorbei, die man sich dann kaufen kann. Ich selbst habe nicht getrunken, um nicht zur Toilette gehen zu müssen, aber Julia meinte die Toiletten im Zug seien ganz okay gewesen. Schon im Zug haben Kathrin, Neha und Julia gemerkt, dass sie krank geworden sind. Alles war es übel und sie haben Durchfall bekommen. In Gaya endlich angekommen (ich glaube so gegen 11 Uhr muss es gewesen sein) habe ich dann auch Bauchgrummeln gespürt. Von Gaya aus sind wir dann mit der Riksha mit all unserem Gepäck nach Bodhgaya zum Sachi Home, das Hotel in dem wir die nächsten Wochen verbringen werden, gefahren. Dort angekommen war es gut erstmal zu duschen. Wolfgang ist dann ziemlich bald los in die Stadt um für alle Samosas zu kaufen. Doch so richtig essen konnte ich nicht, denn nun hatte auch ich Durchfall. Nina, Pauline und Wolfgang sind verschont geblieben, aber wir anderen mussten immer in Toilettennähe bleiben. Das hat den ganzen Tag noch anstrengender gemacht, als er ohnehin schon war. So verbrachte auch ich die meiste Zeit im Bett. Dienstag Abend war mir dann alles auch etwas zu viel. Die letzten Tage habe ich so viele Eindrücke sammeln können, die mein Kopf jedoch noch nicht verarbeiten konnte. Jetzt im Bett zu liegen und über alles nachzudenken hat sehr viel Unterbewusstes wachgerüttelt. Dazu gehören die Gerüche, der Lärm, das Getummel auf den Straßen, die mangelnde Hygiene, das Heimweh, zu wissen dass man hier sehr anders ist oder auch was es bedeutet richtig krank zu sein. Nach gestern Abend, als das alles über mich kam, gehts mir heute schon etwas besser. Wir sind alle noch krank, aber es ist nicht mehr allgegenwärtig. Essen konnten wir heute auch wieder ein bisschen, auch wenn es nur Gemüsebrühe mit Brot und Bananen waren. Von Om Baba gab es auch noch ein Pulver, was aus einer Art Apfel gewonnen wird. Es enthält Elektrolyte und das ist sehr gut bei so viel Flüssigkeitsverlust. Ich hoffe, dass wir bis Freitag wieder aktiver sein können, damit wir den ersten Workshop mit den Dreamcatchers miterleben können. Ich bin sehr gespannt, was die Dreamcatcher von ihrer Zeit in Deutschland zu erzählen haben und wie das unsere Arbeit hier beeinflussen wird.

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