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Neuer Tag - neues Glück. Von Kathrin

Nachdem wir an unserem ersten Tag in Dehli so unglaublich viel erlebt hatten und endlich an unserem Zielort Bodghaya angekommen waren, hatten wir Zeit ein bisschen zu entspannen. Das war für mich auch bitter nötig, denn wie Liz bereits in ihrem letzten Blogeintrag geschrieben hat, hat auch mich der Durchfall heimgesucht, sodass ich die letzten Tage fast nur im Bett lag und nichts mehr hören und sehen wollte. Ich denke, ich musste ersteinmal auch die ganzen neuen Eindrücke verarbeiten. Zudem ist es in Indien nie einfach mal still. Tagsüber hört man hupende Autos und Menschenstimmen und laute Musik und nachts vorallem Hundegebell und das Rauschen des Windes, der auch momentan wieder durch die Bäume pfeift. Bodghaya ist eine eher ländliche Gegend, um unsere Bleibe herum sind einige Felder und Bäume und um in die Stadt zu gelangen muss man ein (momentan) ausgetrocknetes Flussbett überqueren (es gibt natürlich auch eine Brücke^^) welches von vielen Hunden belagert wird, die, wenn es dunkel wird wohl gerne ein bisschen aggresiv werden. Heute morgen, besser gesagt mittag, bin ich verhältnismäßig fit wieder augewacht, das Darmproblem hatte sich zumindest bei mir verdünnisiert. Ich habe es das erstemal geschafft, unseren Bereich zu verlassen und mit Julia zusammen hinunter in die Küche zu gehen um Toast in der Pfanne anzurösten. Es brauchte allerdings seine Zeit, bis wir mit einer riesigen Stichflamme den Gasherd in Gang bringen konnten, da auf der Gasflasche die Pfeile für  "on" und "off" in die falsche Richtung zeigten und wir, ganz deutsch, dem Geschriebenen vertrauten. Das war mein erstes Highlight des Tages! Endlich konnte ich wieder etwas essen und war sogar soweit gestärkt, dass ich mit Christian und Wolfi die Vereinssatzung eines anderen indischen Vereins durchgehen konnte. Dieses Jahr soll in Indien nämlich ein eigener Verein gegründet werden, der zwar immernoch mit Creacting verbunden ist, aber auf eigenen (indischen) Beinen steht. Ich bin gespannt ob wir das in dieser kurzen Zeit hinbekommen! Währenddessen plante Nina mit Laxmann und Ramu, zwei Jugendlichen der indischen Theatergruppe, bereits den Workshop für den nächsten Tag. Auch dies ist Teil des Konzepts, denn die Jugendlichen sollen dazu herangeführt werden, eigene Workshops zu leiten und so im Namen des indischen Vereins an Schulen und anderen Orten theaterpädagogisch arbeiten können. Wir werden bald beginnen die Vereinssatzung für "Creacting India" (vllt. wird es auch ein anderer Name) zu schreiben und ich freue mich darauf und denke, dass das Projekt für mich dadurch noch klarer und greifbarer wird. Bisher ist die Vorstellung davon, dass zunächst ein Hauptsitz gegründet wird, in welchem der Nachhaltigkeitsgedanke gelebt wird, Chai in traditionellen Tontassen anstatt in Plastikbechern verkauft wird und es gefiltertes Wasser anstatt Wasser in Plastikflaschen zu trinken gibt. Desweiteren soll der Verein dem Kulturaustausch dienen und Raum und Unterstützung für diverse (kreative/künstlerische) Workshops dienen. Ich bin gespannt was aus diesen Ideen empor wächst! Ich war froh, heute endlich ein bisschen zu diesem Projekt beitragen zu können und dennoch sehr erschöpft. Anschließend wollten wir uns alle um 18 Uhr an einem Tempel in Bodhgaya treffen um einer traditionellen Zeremonie beizuwohnen. Die anderen waren bereits etwas früher zu Fuß in die Stadt gegangen und da Julia und ich den Weg noch nicht kannten durften wir auf Vinods Motorbike mitfahren :) Es war spannend die Zeremonie am Tempel mitzuerleben und schön zu sehen, dass der dortige Baba (Mönch) Wolfgang schon kannte und auch wir somit zu einer Gruppe gehören und nicht nur als europäische Touristen betrachtet werden. Der Baba zeichnete jedem von uns der wollte eine schöne Tika auf die Stirn, während die ganze Gruppe im Kreis um das Geschehen herum saß. Das war ein schöner Moment. Vom Tempel aus konnten wir auch auf einen Platz davor blicken und dort spielte sich etwas ab, was mich sehr berührt hat. Ein Kind hüpfte auf allen Vieren einer davonrollenden Wasserflasche hinterher. Anscheinend hat dieses Kind Probleme mit seinen Beinen, so wie man es auf den Straßen Indiens häufiger sieht. Ein orange gekleideter Mönch stoppte mit seinem Fuß die Wasserflasche, sodass das Kind diese erreichen konnte und ging weiter. Im nächsten Moment rollte die Wasserflasche schon wieder weg und das Kind hüpfte mit Händen und Knien auf dem Boden hinterher. Irgendwann begriff ich, dass das Kind dort unten zwischen all den Menschen mit seiner Waserflasche Fangen spielte und Spaß daran hatte. Wieder einmal habe ich heute erfahren dürfen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.

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