Am 7.Februar bin ich aus dem warmen Goa, 30 °C, bei strömendem Regen und 11°C in Kathmandu gelandet und habe erst einmal sehr gefroren. Willi vom Reuschberg kam auch am selben Tag und so haben wir uns beide um die Wette warm gezittert. In der Nacht ist es 5°C und natürlich gibt es in den einfachen Häusern und Unterkünften weder Heizung noch Öfen. Die Nepalesen sind durchgehend herzlich, freundlich und hilfsbereit. Die Stadt ist sehr interessant, viele 600 Jahre alte Kulturdenkmäler, aber einige von denen völlig vom Erdbeben zerstört. Nachteil von Kathmandu ist wie der von vielen Großstädten, dass die Luft vom Autoverkehr und der Straßenstaub einen bald wieder aus der Stadt vertreibt.
Am Dienstag, 13.02 kamen dann unsere Theaterfreunde aus Bodhgaya (Indien), Vinod, Abishek und Laxman, Wolfgang und Christian vom Reuschberg und noch eine Praktikantin, Ina, aus Schöllkrippen, die sich bei Wolfgangs Workshops in Deutschland bereits viel praktische Erfahrung angeeignet hat. Willi und ich hatten bis dahin genug Zeit, uns einige der vielen Sehenswürdigkeiten anzusehen. Unbedingt zu empfehlen sind Besuche zum Swayambhu (auch als Affentempel bekannt, zur Bouddhanath Stupa (Buddha Stupa), zum hinduistischen Pashupatinath Tempel, zum Narayanhiti Palace Museum, zum Stadtteil Patan und natürlich das Touristen - Zentrum Kathmandus „Thamel“. Es gibt zwei Einkaufswelten in Nepal, die der Touristen und die der Einheimischen. Thamel bietet für Touristen Trecking Ausrüstungen, Cafés und Restaurants en masse - und relativ preiswert.
Am nächsten Tag sind wir alle gemeinsam mit dem Bus nach Pokhara in das FWHC Cildren Village (Bhakunde) gefahren. Der Empfang war unglaublich herzlich. 25 Erwachsene - Betreuer, Angestellte, Lehrer - 89 Kinder zwischen 3 und 15 Jahren und Alex aus Deutschland, der das Projekt hier mit Spendengeldern aus Europa aufgezogen hat. Er hat vor 22 Jahren seinen Job als Ausbilder für Chemielaboranten in Marburg gekündigt und sich dem Projekt gewidmet. Die Kinder haben uns mit Blumen überhäuft, unsere Hände gehalten und dabei sehr gestrahlt. Obwohl viele vom Erdbeben traumatisiert waren bzw. elternlos hier eingezogen sind, erfahren wir sie sehr offen und fröhlich. Das ist ein Indiz dafür, dass hier ein sehr gutes Projekt entstanden ist. Die Kinder werden super betreut, werden hier sehr gut unterrichtet, helfen im Garten, in der Küche, bei den Tieren etc.. Das Projekt findet man im Internet unter: FWHC CHILDREN VILLAGE (Bhakunde)
Am 14.02, gleich am nächsten Tag, halten wir die ersten Workshops, vormittags mit den Erwachsenen, nachmittags mit 2 Gruppen Kindern und abends noch einmal mit zwei großen Gruppen Kindern. Danach sind wir geschafft, aber sehr zufrieden. Alles läuft so einfach, sie sind hellwach und freuen sich über jede Spielaufgabe. Nachmittags erleben wir einen unglaublich heftigen Monsunregen, der bis zum Morgen anhält, mit heftigen Blitzen und Donnern direkt über uns. Morgens früh wachen wir vom Karate - Training im Freien auf. Alle Kids, Jungen und Mädchen, werden darin ausgebildet.
Ab 15.02 halten wir jeden Tag 2 x 2 Workshops parallel mit den Kids, jeweils ca. 2,5 Stunden und von Sonntag, 16.2 bis 19.2 auch mit den Lehrern. Unser Plan war, eine kleine Show für den Abschluss zu entwickeln und Alex schlug diesbezüglich vor, für die Aufführung auch die Bewohner eines Altersheims einzuladen. Natürlich fanden wir den Vorschlag sehr gut.
Freitag, der 22. Februar, wir haben es geschafft. Die Show steht, 4 Gruppen spielen jeweils ca. 15 Minuten eine kleine Show und zum Schluss gibt es dann von den weiblichen Kindern noch einen Bollywood-Tanz („Bum Bum Bhole“), den Abishek, der in Bodhgaya (Indien) auch Tanz unterrichtet, mit ihnen einstudierte. Am Samstag morgen haben wie gewohnt alle Kids von 7 Uhr bis 8.30 Uhr Karate Training, danach Frühstück und um 9 Uhr beginnen wir mit den Generalproben. Um 12 Uhr kommen die Gäste aus dem Altersheim von Pokhara und die erste Aufführung startet. Nach dem Mittagessen sind alle Bewohner und Mitarbeiter aus dem Children Village zur Show eingeladen und danach wird gegessen, ein Lagerfeuer gezündet und hoffentlich viel gefeiert. Die Kinder sind total gut drauf, freuen sich sehr auf die Vorführung und haben auch in den 2 Wochen große Fortschritte gemacht. Priorität für uns Trainer hat jedoch der Spaß am Spiel, nicht die Show als solche.
Sonntag haben wir dann unseren einzigen freien Tag, bevor wir dann am Montag morgen nach Lumbini (Geburtsort von Buddha an der Grenze zu Indien) aufbrechen, dort 2 Tage verbringen, und dann weiter nach Bodhgaya reisen, um dort die nächsten 5 Wochen auch Theater zu lehren und eine Show zu erstellen. Die Reise nach Lumbini mit dem Bus dauert ca. 7 Stunden für 180 Km, aber die Fahrt von dort nach Bodhgaya dauert ca. 12 – 14 Stunden für 600 Km. Da freuen sich jetzt schon unsere Rücken, wenn wir an die Zustände der Straßen denken.
Willi bleibt vorerst in Pokhara und hat sich auf dem Berg in einer Zen – Hütte eingemietet mit Blick auf die Stadt. Von dort aus plant er seine Trecking Touren.
Samstag, der 23. Februar, der Tag verläuft grandios, die Kinder spielen aufgeputscht von den vielen Zuschauern und gehen auf der Bühne richtig ab. Alle, auch die, die beim Training vorher ab und an Energieeinbrüche zeigten, sind durchgehend präsent. Die Gäste aus dem Altersheim und die Mitarbeiter/Innen im Children Village sind sichtlich berührt und gleichzeitig begeistert. Abishek tanzt zum Abschluss noch mit allen Village Mitarbeitern den „BUM BUM BHOLE“, ohne vorheriges Training - die Kids können es kaum fassen und feuern ihre Leute an – welch großartige Stimmung. Nach der Show gibt es große Huldigungen für unser Team für das, was wir in 8 Tagen mit 89 Kindern auf die Bühne gestellt haben. Immer wieder werden wir gebeten, doch wieder zu kommen, um diese Form von Theater fortzuführen. Danach gibt es Lagerfeuer, Abendessen und Tanzmusik. Die Kinder und Jugendlichen sind so aufgedreht, dass sie noch bis spät in die Nacht (22.00 Uhr) um das Feuer tanzen.
Wir als Team sind auch sehr gehoben, können es schier nicht fassen, dass wir in der kurzen Zeit die Kinder so durchgehend glücklich sehen durften. Die Spielfreude steigerte sich täglich und fand ihren Höhepunkt in der Show. Das Gefühl ist nicht zu beschreiben – 89 Kids in einem Children Village so happy zu sehen. Das ist uns allen sehr nahe gegangen, die Herzen öffnen sich gegenseitig so weit.
Sonntag, der 24. Februar, das nächste Highlight. Unser gesamtes Team fliegt heute gemeinsam Paraglider. 600 m über Pokhora starten wir und fliegen ca. 30 Minuten. Grandios. Es ist einmalig – dieser Blick von oben. Adler fliegen in kurzem Abstand an uns vorbei. Danach ist ausgiebiges Frühstück und anschließend verabschieden wir Willi, der von Christian und Wolfi noch in seine ZEN - Hütte auf den Berg begleitet wird. Willi hat uns während des Aufenthaltes in Nepal sehr unterstützt und wir wünschen ihm alles gute für seine weitere Reise.
Ina, Abishek, Laxman und Vinod mieteten sich ein Ruderboot und die 3 Männer finden es amüsant, dass Ina die Ruder übernimmt und die drei chauffiert. Welch ein Eindruck für die Nepalesen: Eine blonde Westlerin rudert 3 Inder über den See.
Ich sortiere derweil im Village Fotos, schreibe Tagebuch, versende einige Emails und unterhalte michmit dem Personal, welches unsere Abreise bedauert. Mein Gefühl sagt mir, dass wir viel Abwechslung gebracht und viel Lebensfreude verströmt haben und sich diese Energie im gesamten Village ausgebreitet hat. Die Fürsorge uns gegenüber war sowohl von den Erwachsenen als auch von den Kindern durchgehend sehr herzlich. Gegenseitiges Mitgefühl so stark zu empfinden ist eine große Gunst im Leben.
Montag, 25. Februar, der Abschied vom Cildren Village fiel uns sehr schwer. Das Village besitzt einen eigenen Bus, mit dem die Kids, wenn sie das 8. Schuljahr besuchen, in die staatliche Hauptschule gefahren werden, um dort den offiziellen Abschluss zu erreichen, damit sie für weiterführende Schulen die Qualifikation erlangen. Um 7.45 Uhr standen Personal, Lehrer und die Kinder am Bus. Wir wurden gedrückt, mit Blumen beschenkt und es rollten auch Tränen. Auch wir waren nahe am Wasser. Der Village - Bus fuhr uns zum Bus Terminal und von da aus ging es dann weiter Richtung Lumbini. Wir wurden auf der kurvenreichen Strecke und dem zum Teil katastrophalen Straßenbelag heftig hin und her bzw. hoch und runter katapultiert und gelangten doch schlussendlich nach 8 Stunden Fahrt unversehrt in Lumbini an.
Duschen und ausgiebiges Abendessen stand auf dem Programm. Vor dem Schlafengehen saßen Christian, Wolfi und ich noch auf der Dachterrasse um das Erlebte seit Ankunft im Village noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Erlebte wirkt noch sehr stark nach.
Dienstag, der 26. Februar, nach dem entspannten Frühstück – ohne Busfahrt und Theatertraining heute – sind wir durch den Lumbini Park gewandert. Es gilt als wissenschaftlich gesichert, dass Siddharta Gautama (Buddha) im Garten von Lumbini geboren wurde. Die 8 KmMittwoch, der 27. Februar, wir brechen um 9.00 Uhr auf für die letzte Etappe nach Bodhgaya. 20 Km nach Lumbini kommt der Grenzort Sunauli und dort erwartet uns die große Überraschung. Die Nepalesen erklären uns bei der Ausreise, dass Ina mit ihrem E-Visa nur per Flugzeug nach Indien einreisen darf – Schock bei uns allen. Ich erkläre mich bereit, mit ihr zurück nach Kathmandu und am nächsten Tag weiter nach Delhi zu fliegen, um abends dann mit dem Zug nach Bodhgaya zu fahren. Von mir wollen sie allerdings den 5fachen Flugpreis als für unsere Inder. Vinod erklärt sich bereit, die Begleitung zu übernehmen. Dieses Prozedere kostet uns 3 Stunden. Danach fahren wir nur noch zu fünft weiter und kommen nachts um 3 Uhr in Bodhgaya an. Die Straßen sind z. Teil ein Desaster. Allein von Patna nach Gaya, das sind rund 70 km, haben wir wegen den Straßenschäden fast 5 Stunden benötigt. In Kushinagar haben wir noch einen Stopp eingelegt, weil dort die Todesstätte von Buddha mit einem großen Tempel gehuldigt wird und dies daher genauso wie Lumbini als Geburtsort und Bodhgaya, wo er angeblich erleuchtet wurde, für die Buddhisten ein ersehnter Pilgerort ist.