Di
04
Apr
2017
Hallo ihr Lieben!
Nach einer halben Ewigkeit gibt es wieder etwas von uns zu lesen! :)
Die letzten Wochen im Projekt hatten es in sich. Große Entscheidungen wurden getroffen, es wurde viel gearbeitet, aber auch viel gefeiert. Aber mal von vorne:
Im letzten Eintrag ist Kathrin bei Laxmans Geburtstag stehengeblieben, den er mit uns im Sachi Home gefeiert hat. Der Abend wurde eingeleitet mit einem Tanz für Laxman, den Abischeck mit uns
eingeübt hat und es ging ebenso tänzerisch weiter. Zwischendurch konnte man sich an den Leckereien bedienen, die Pauline und Pauline für den Geburtstag zubereitet hatten, darunter Laxmans
Lieblingsessen Burger. Der Abend war superschön und superentspannt. Laxman hat sich soooooooooo oft bei uns allen bedankt, es muss ihm wohl gefallen haben :)
Nach dem darauffolgenden Wochenende halbierte sich unsere Gruppe. Nina und Pauline fuhren schon am Sonntag los und montags machte sich auch Neha auf die Heimreise. Die andere Pauline verpasste
ihren Zug, weswegen sie dann erst Mittwoch abreiste, was mich sehr freute, denn so konnte sie Nehas Bett in meinem Zimmer belegen und ich war nicht alleine im Zimmer :D
In einer kleineren Gruppe weiterzumachen erforderte mehr Struktur, denn zu den bestehenden Aufgaben kamen noch mehr dazu, die wir unter uns aufteilten. Auf der einen Seite wurden alle
Vorkehrungen für den neuen Verein "CreActing India" getroffen inklusive Eröffnungsfeier, das Einrichten den Büros, das Planen einer Office Puja und überhaupt das Einholen der Unterschriften und
Stempel um den Trust (das Vertragspapier) auch offiziell in Kraft treten lassen zu können. Auf der anderen Seite stand noch ein Wochenendworkshop an der Goenka School in Gaya an und kleinere
Workshops in Bodhgaya.
Ich weiß nicht wie Wolfi das alles macht und wo er diese unglaubliche Energie hernimmt, die uns alle angesteckt hat, aber wir haben tatsächlich all das geschafft! Ich kanns immer noch nicht
glauben!
Dienstag sind wir zum Gericht nach Gaya gefahren, um dort endlich den Trust nach all der Arbeit, die die CreActings und die Dreamcatcher hinein gesteckt haben , stempeln und unterschreiben zu
lassen. Mann, war das ein Gewusel dort! Auf dem Vorplatz saßen die Anwälte vor ihren Kisten und kümmerten sich um ihre Klienten. Weiter hinten war der Eingang zum Gebäude in das ständig Menschen
rein und raus liefen. Neben dem Eingang gab es einen schattigen Wartebereich, der wie für mich gemacht war. Vinod und die anderen Vertragsmitglieder wurden immer wieder aufgerufen, erhielten
Unterschriften, mussten warten, wurden aufgerufen, gaben Fingerabdrücke, unterschrieben selbst, mussten warten und immer so weiter. Nach etwa einer Stunde fehlte nur noch die Unterschrift einer
Mitarbeiterin, die jedoch gerade nicht da war. Also beschlossen wir mit dem Großteil der Gruppe zurück nach Bodhgaya zu fahren während Vinod und Abischeck auf die Mitarbeiterin warteten. Zum
Glück kam diese wieder und der Verein CreActing India existiert jetzt auch auf dem Papier :)
Am Donnerstag haben sich die Dreamcatcher und ein paar Schüler der Shanti India Schule zum 2. Mal getroffen um die Eröffnungsfeier für den Trust vorzubereiten. Es wurden verschiedene Szenen
eingeübt, sowie ein Tanz und Julia bereitete einen Ausschnitt einer Rede des Dalai Lama vor, die dort gezeigt werden sollte. Auch Vinod steckte voll in der Vorbereitung seiner Rede.
Am Abend konnte es dann losgehen. Nach anfänglichen Problemen mit dem Strom (mittlerweile müssten wir daran gewöhnt sein), konnte die Show mit dem Segen von Lama Kiran, der auch Mitglied des
Vereins ist, beginnen. Das Ganze fand vor der 80ft Buddha Statue in Bodhgaya statt, was eine unglaublich schöne Athmosphäre zauberte. Wenn das nicht mal eine gelungene Eröffnung war :).
Danach war jedoch nicht an Pause zu denken, denn der Wochenendworkshop an der Goenka sollte am nächsten Tag anfangen. Um sich darauf vorzubereiten und das Konzept zu erstellen, trafen sich Vinod,
Laxman und Ramu mit uns im Sachi Home.
Das Wochenende war richtig seltsam, wie verhext. Nachdem ich Freitag schon einen Teil der Sachen des Vereins ins neue Büro gebracht und noch andere Kleinigkeiten erledigt hatte, war ich komplett
k.o. . An den Tagen danach war ich total erkältet und das so kurz vor der Office Puja und unserer Abreise. Das machte mich sehr traurig. Auch Julias und Kathrins Körper setzten sich gegen die
Anstrengungen der letzten Tage zur Wehr und sie mussten sich jetzt auch etwas schonen. Für Wolfi hingegen war Schlaf zum Fremdwort geworden. Trotz allem lief der Workshop und auch die Planungen
für unseren letzten Tag vor Ort, an dem auch die Office Puja stattfinden sollte.
Diese war letzte Woche Montag. Ich war an diesem Tag so niedergeschlagen und immer noch total erschlagen von der Erkältung, dass ich nicht daran glauben konnte, dass die Dreamcatcher so etwas
auch ohne unsere Hilfe auf die Beine stellen könnten. Deshalb beschloss ich mich an diesem Tag etwas aus der Vorbereitungsgruppe zurückzunehmen und alles von außen zu beobachten.
Als ich im Office ankam, waren alle beschäftigt, Laxman und Abischeck kauften noch ein paar Dinge ein, Kathrin und Julia hatten mit Vinod und anderen Helfern das Rooftop wunderschön gestaltet und
verpassten ihm mit bunten Lichtern und Decken den letzten Schliff. Nisha und Joti kümmerten sich um das leibliche Wohl der schon bald eintreffenden Gäste und Wolfi war immer und überall und
behielt so gut es in diesem Vorbereitungschaos ging den Überblick. Ich kümmerte mich um den letzten anfallenden Papierkram vor unserer Abreise. Währenddessen trafen schon die ersten Gäste ein und
das Rooftop wurde voller. Auch Mummy Jee und andere bekannte Gesichter waren darunter. Mit zwei Stunden Verspätung fing dann die Puja an. Vinod und die anderen Dreamcatcher und alle anderen Gäste
saßen um den Baba und weihten das Office ein.
Kaum war die Puja vorbei kam auch schon die Riksha, die Wolfi und Julia zum Bahnhof bringen sollte. Dann ging alles so schnell, die beiden verabschiedeten sich von den Dreamcatchern und von
Kathrin und mir und schon waren sie weg.
Danach war es beruhigend zu sehen, dass nach einer solchen Veranstaltung alle halfen aufzuräumen und so konnte ich mich mit einem guten Gefühl von allen verabschieden und zum Sachi Home fahren.
Begleitet wurden Kathrin und ich von Laxman, Ramu und Shaschi. Traurig jetzt am Ende des diesjährigen Indien Projekts war ich schon sehr, aber ohne dieses Ende und den Abschied gäbe es keinen
Startschuss für CreActing India. Und auch keinen Grund, um bald wieder Hallo zu sagen :)
Mein Zug fuhr am nächsten Morgen um 5 Uhr los Richtung Haridwar. Kathrin blieb noch ein paar Tage in Bodhgaya. Wir nutzen die Zeit nach dem Projekt, um Indien nochmal alleine kennenzulernen und
treffen und bald zum Heimflug wieder in Delhi.
Nach den letzten Wochen kann ich nun sagen, dass ich unglaublich froh darüber bin mein Praktikum in einem Projekt wie diesem machen zu dürfen und die Möglichkeit gehabt zu haben mit so vielen
verschiedenen Menschen zusammen in einem Land zu arbeiten, das ich schon immer mal erfahren wollte. Ein großes Dankeschön an Wolfi, der wirklich sein Herz gibt, um das Projekt zu ermöglichen und
dann nebenbei immer noch ein offenes Ohr für alles Andere hat. Auch ein Dankeschön an alle anderen CreActings! Wir waren wirklich eine Gruppe, die sich ständig neu erfunden hat und in der ich
letztendlich auch einen Platz gefunden habe. Danke für die tollen Gespräche, die Inspirationen und den Spaß den wir zusammen hatten!
Mi
22
Mär
2017
Liz hat euch nun bereits von dem Holi-Brauch berichtet und ihr könnt euch hoffentlich ein bisschen etwas darunter vorstellen :) Diese Tage waren unglaublich farbenfroh und kontaktreich. Wie Liz in ihrem Blog erwähnt habe möchte ich auch noch ein bisschen etwas über die Holi Tage und die verschiedenen Orte, die wir besucht haben, schreiben. Am Samstag (10.3.) führten wir in der Mummy jee School eine (Impro-) Show auf, in welcher wir als Gruppe versuchten eine weiße Leinwand mit Farben zu bemalen und mit dem Publikum in Interaktion traten uns dies gleichzutun. Es war in dieser Form ein Experiment, denn wir wussten nicht genau, wie das farbige Holi-Pulver auf der Leinwand halten würde. Für das nächste Mal: am besten jede Farbe in Wasser und/oder mit Bindemittel anrühren! Zu Beginn hat alles ganz gut geklappt, aber je mehr Menschen (Kinder) sich an der Leinwand austobten, umso mehr landete das farbige Pulver auf der Erde und löste sich von der Leinwand ab. Zwischendrin versuchte ich mit Wasser die Haltbarkeit des Pulvers auf der Leinwand zu verlängern, aber da schon viele Farben vermischt wurden wandelten sich die bunten leuchtenden Farbtöne in ein dunkles schlammiges etwas :D (siehe Bilder die ich bald hochladen werde) Nichtsdestotrotz war es eine gelungene Show, denn sowohl wir, als auch die Zuschauer - vor allem die Kinder - hatten großen Spaß dabei :) nach unserer Show und den anderen Programmpunkten fand die Holi- Feier statt. Es war wunderschön, wie ausgelassen und zugleich friedlich die Stimmung war, als alle sich gegenseitig Farbe ins Gesicht schmierten um Happy-Holi zu wünschen! Allerdings wurden wahnsinnig viele Fotos und unzählige Selfies von und mit uns gemacht. Das war ziemlich anstrengend, aber ich lies mich davon nicht weiter stören, sondern tanzte lieber ausgelassen mit den Kindern :) Um euch eine Vorstellung davon zu geben, was wir in diesen Tagen alles erlebt haben und an welchen Orten wir waren, werde ich mal alle aufzählen ;) Die Tage waren sehr schön, aber auch ein bisschen anstrengend, denn wir machten eigentlich keine Holidays, sondern waren an so vielen Orten präsent, um Kontakt zu pflegen. Denn gute Kontakte sind fürs das Überleben des geplanten Trusts unabdingbar ;) Zudem bietet Holi die Chance, einen Einblick in verschiedene Familien und deren Lebensweise zu erhalten und die Familien der Dreamcatcher (besser) kennenzulernen und diesen somit zu zeigen, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind. Nach der Show am Samstag und dem anschließenden Essen waren wir bei Vinods Familie eingeladen, Pakora (Gemüse mit Kichererbsenmehl frittiert) zu essen. 13 Menschen leben in dieser kleinen Lehmhütte – Vinods Eltern, Er mit Frau und zwei Kindern, Sein Bruder mit Frau und Kindern und seine Schwestern. In jedem Zimmer gibt es ein ca 140cm Bett in welchem die Eltern mit ihren Kindern schlafen. Die Küche besteht aus einem Bett und einer Kochnische am Boden an der die Frauen auf dem Boden kauernd das Essen zubereiten. Wie es in Indien üblich ist, werden die Gäste bedient, bekommen zu essen und die Familie bei der man eingeladen ist, ist nicht mit den Gästen zusammen. Das ist ein total seltsames Gefühl, von jemandem eingeladen zu werden und dort zu Essen zu bekommen, aber nicht wirklich Zeit mit seinen Gastgebern zu verbringen. Neha, liz und ich trugen einen Sari, welchen uns Nisha, ein Maädchen der Dreamcatcher, gewickelt hatte. Als wir in Vinods Küche auf dem großen Bett saßen, begannen Vinods Frau und seine Schwägerin an zu lachen und da die beiden nicht Englisch sprechen, wussten wir sehr lange nicht, warum. Bald stellte sich heraus, dass sie darüber lachten, wie unser Sari trugen. Wir hatten alle drei eine Hose unter dem Sari und keinen Rock, was den Toilettengang sehr schwer bis unmöglich macht und zudem war die Wickeltechnik wohl nicht ganz richtig. Dies war ein guter Anlass, um mit den zurückhaltenden Frauen in Kontakt zu kommen und uns zu verständigen. Sie wickelten uns den Sari neu und wir lachten viel zusammen. Als ich in meinem neu gewickelten Sari versuchte, mich auf das erhöhte Bett zu begeben, begannen die beiden Frauen erschreckt zu schreien und zogen mich wieder nach unten und retteten mich so vor dem rotierenden Ventilator an der Decke, den ich übersehen hatte. Ja, die Räume in den Lehmhütten sind sehr niedrig – ich bin knapp über 160 cm groß und muss mich auch manchmal bücken, wenn ich durch die Türen gehe... Aber somit kam ich noch einmal auf eine andere Art und ohne Worte mit den Frauen in Kontakt, was sehr schön war. Anschließend besichtigten wir noch das neue größere Haus in welches die Familie einziehen will, wenn es endlich fertig ist... Es war schön Vinod in seiner Familie zu erleben, aber es war total seltsam, ihn zum Abschied nicht umarmen zu dürfen, denn die Indischen Frauen werden wohl sehr schnell eifersüchtig...
Der Sonntag war ein bisschen ruhiger, wir probten die Tanzchoreografie für Laxmans Geburtstag, was sehr viel Spaß machte, ich versuchte Pakora zu machen, doch es gab kein Öl mehr in der Küche, wir waren in der Stadt und mal wieder im Tempel, trafen uns für Christians Abschiedsessen und waren anschließend am Holi- Feuer, von dem Liz bereits berichtet hat. Da es Abend war, war es eine reine Männerveranstaltung, was sehr seltsam war, aber es war toll mit der ganzen Männermasse zusammen das Feuer zu umrunden und anschließend die Kichererbsen zu rösten. Da auch Plastik im Feuer verbrannt wurde war der Geruch ein wenig beißend, aber dennoch blieben wir noch (als einzige) einige Zeit am Feuer sitzen. Auf dem Rückweg wollte ich unbedingt eine der Kühe streicheln, die überall auf den Straßen sind. Aber Nachts ist dies keine gute Idee, denn da sind alle in bisschen aggressiver... Aber zum Glück wurde ich nicht verletzt. :)
Am Montag ging unser Besuchsmarathon los: Mittags wurden wir mit einem Jeep von Mummy jee abgeholt und fuhren mit ihr in ein Hotel um dort mit dem Bürgermeister zu speisen (sehr informell und locker) und anschließend Holi zu zelebrieren (Farbpulver überall) und tausende Foto zu machen. Auf dem Rückweg gab es einen Zwischenstopp in einem luxeriösen Hotel, da Mummy jee dort einen freund besuchen wollte. Wir waren unserem Zeitplan schon hinterher, mussten aber wiederum Farbe, Fotos und Essen über uns ergehen lassen. Um uns die Zeit zu vertreiben machten Wolfi und ich ein bisschen Akrobatik und Wolfi und Vinod hieften sogar Mummy jee auf ihre Schultern. Nachdem wir uns endlich loseisen konnten machten wir einen Zwischenstopp im Sachi Home um in die Rikscha umzusteigen und die Zurückgebliebenen aufzusammeln, mussten wieder Farbe und Fotos über uns ergehen lassen (Vorsicht vor Vikrams blaugrüner Farbe, die mit Wasser angemischt wurde und nur sehr sehr schwierig von der Haut zu entfernen ist). Endlich erreichten wir Nishas Zuhause (ein etwas größeres Haus aus unverputzten Ziegelsteinen) und wie Liz bereits geschrieben hat gab es wieder Essen und Farbe. Die Familie aß ebenfalls nicht mit uns und es war seltsam auf der Dachterrasse zu sein und von den Dorfbewohnern gesehen zu werden, da diese so viele Vorurteile über Nishas Kontakt zu den Deutschen haben. Allerdings war es sehr gut diese Familie zu besuchen, um die Eltern besser kennen zu lernen und diesen zu zeigen, wie gerne ihre Tochter Zeit mit uns verbringt. Dann ging es weiter zu Jyoti, wieder mussten wir uns bedienen lassen und essen. Da aber vor einigen Tagen das Glückskalb mit den vier Ohren (d.h. Zusätzliche Hautlappen an den Ohren) gestorben war, war die Stimmung nicht die beste. Mit Om Baba, bei welchen Jyoti lebt, ging es dann weiter zu dessen Tempel, um auch diesen Kontakt zu pflegen. Anschließend gingen einige wieder zurück zum Sachi Home, doch Wolfi, Vinod, Laxman, Neha, Julia und ich fuhren noch einmal zu Vinods Familie. Da wir nun bereits wussten, was auf uns zukommen wird, waren wir viel entspannter und machten es uns auf einem Bett bequem, denn es gibt keine anderen Sitzmöglichkeiten und die fensterlosen Zimmerchen bestehen zum Großteil nur aus einem Bett. Die Kinder des Hauses trauten sich dieses Mal wieder nicht wirklich zu uns und es entwickelte sich ein tolles Spiel und das Bett wurde für kurze Zeit zur Bühne, auf welcher wir im Einklang die verschiedensten Emotionen und Szenerien kreierten. Auf dem Rückweg standen wir zu zweit hinten auf der Rikscha, heulten den Mond an und wünschten Menschen an einem Feuer im Flussbett happy Holi. Auf einmal bemerkten wir jedoch, dass dies kein Holi Feuer war, sondern dort eine Leiche verbrannt wurde. Da dies aber wohl ein alter Mann gewesen sei, war es nicht ganz so schlimm, dass wir so ausgelassen waren, denn wenn alte Menschen sterben ist es in der Indischen Kultur kein Trauergrund, sondern der Lauf des Lebens und der Start in ein neues Leben. Noch ein paar Worte zum ausgetrockneten Flussbett: hier werden Leichen verbrannt, es ist eine öffentliche Toilette und wenn man es durchquert muss man sehr auf Tretmienen achten, Kinder und Jugendliche nutzen es um Cricket zu spielen und sich zu treffen, Hotels legen ihre Wäsche (Bettlaken,...) im Sand zum trocknen aus und Tiere wie Hunde und auch Kühe halten sich gerne hier auf.
Nachdem ich am Dienstag morgen Vikram vom Sachi Home ein Hennatattoo gemalt hatte und mit Julia im menschenleeren Bodghaya (es sind immer noch so viele oder mehr Menschen als in Deutschland auf der Straße) etwas gegessen hatte, ging unser Holi-Marathon weiter: Zuerst besuchten wir einen der Dreamcatcher und dessen Familie. Es war schön und ich ging mit seiner Schwester in die Küche, um Tee zu kochen. Als Wolfi dazu kam, begann die Schwester beharrlich nach Geld für ihren Bruder zu fragen. Es war ziemlich heftig die Anschuldigungen zu hören, dass ihr Bruder für Wolfi arbeite, aber nichts bekomme. Dies trübte an diesem Tag meine Stimmung, aber auf der anderen Seite war es auch gut, direkt zu hören, was Menschen, die nicht wirklich wissen was wir tun, darüber denken und nicht verstehen wollen, das wir kein Geld mit dieser Theaterarbeit verdienen. Um dieses Denken zu verändern und unsere Arbeit vorzustellen möchten wir gerne eine offizielle Eröffnungsfeier des Trusts abhalten, wichtige Persönlichkeiten einladen und die positive Wirkung des Theaters auf die Teilnehmer zeigen, sobald die Vereinssatzung offiziell genehmigt wurde. Von dieser Entwicklung werden wir in den nächsten Tagen mehr berichten. Nach dem anstrengenden Gespräch mit der Schwester gingen wir zu Manosch, einem Mitarbeiter des Sachi Homes und bekamen einen Chai, besuchten die Familie von Nikesh (der nicht da war), schauten bei der Niranjana School bzw dem Waisenhaus vorbei und trafen niemanden an und fuhren schließlich zur AO Zora School. Von der Dachterrasse aus konnten wir den Platz vor der Schule gut überblicken: betrunkene junge Männer tanzten zu lauter Musik, daneben spielten ein dutzend Kinder im Sand, die Dorfbewohner saßen überall und schauten zu und in einem geschützten Innenhof tanzten einige Mädchen ausgelassen. Nach einigen Holi- Begrüßungen (ich hatte wirklich genug von der ganzen Farbe) schaute ich den spielenden Kindern zu, welche mich bemerkten, vom letzten Besuch wiedererkannten und lachend winkten. Ich freute mich, dass sich die Kinder, mit denen ich eine schöne Zeit verbracht hatte, sich an mich erinnerten und auch auf die Dachterrasse kamen. Schnell kamen wir wieder in Kontakt und ein Mädchen schüttete mir ihr letztes Farbpulver auf die Hand und sagte ich müsse das mit Wasser anmischen. Wir hatten großen Spaß, aber leider blieb dauerte es einige Tage, bis die Farbe wieder vollständig von meiner haut verschwunden war... Nach einer kleinen Akrobatikeinlage mussten wir leider schon wieder gehen )Laxman war der Zeitmanager^^) Anschließend ging es noch einmal kurz zu Vinod, um dessen Frau zu fragen ob sie Lust hätte, am Samstag zu lernen, wie man Mangomarmelade kocht, um diese eventuell über den zukünftigen Trust (Verein) verkaufen zu können. Gute Marmelade ist eine echte Marktlücke in Indien... :D nach dem kurzen Besuch bei Vinod und einem Glas Chai gingen wir ein paar Meter weiter um uns ein Haus anzuschauen, in welchem wir eventuell das Büro für den trust einrichten wollen. Dieses Haus gehört einem der Mitarbeiter des Sachi Homes und anschließend gingen wir noch zu diesem nach Hause um einen Chai aus Einwegplastikbechern (jaja, das Plastik in Indien...) zu trinken. Endlich hatten wir unseren Holi-Maraton beendet und ließen unseren Abend im Hari Om bei gutem Essen ausklingen. Da Holi war, war nicht so viel Personal da und Laxman sprang kurzerhand ein um uns zu bedienen und wir schälten Kartoffeln – bzw. ich versuchte eine zu schälen, aber meine Hände färbten noch ein bisschen pinke Farbe ab... Der Heimweg schließlich war ein bisschen abenteuerlich, denn Wolfi fuhr die Rikscha...
Die Holi- Tage waren voll und sehr schön, aber ich hatte noch ein paar Tage später im wahrsten Sinne des Wortes die Nase voll von lauter Farbe :D
Nach einem Workshop am Mittwoch welchen die beiden Dreamcatcher-Mädels anleiteten feierten wir mit gutem Essen, selbstgebackenen Kuchen, dem eingeübten Tanz und Feurwerk Laxmans Geburtstag :)
Di
14
Mär
2017
Hallo ihr lieben!
Wie Kathrin schon erzählt hat, passiert hier in den letzten Tagen so viel, dass es mir echt schwer fällt mir alles zu merken. Ihr dürft also jetzt Zeuge werden, wie ich versuche diese Massen an
Eindrücken in einem Text zusammen zu fassen :D
Schon im letzten Eintrag hat Kathrin darauf hingewiesen, dass es farbenfroh wird. Das passierte die letzten Tage, denn es war Holi! Um euch einen kleinen Überblick zu verschaffen hier ein paar
Hintergrund Infos zum Fest: Zum einen gibts es eine Geschichte über einen König und seinen Sohn. Der Sohn war verbunden mit den Göttern, betete sie an und würdigte sie. Das passte dem König gar
nicht, denn anstelle der Götter sollte sein Sohn doch lieber ihm huldigen. Das Ganze machte den König so sauer und hasserfüllt, dass er beschloss seinen Sohn zu töten. Nach einigen Versuchen den
Jungen umzubringen, was nicht funktionierte, da die Götter ihn beschützten, bat der König seine Schwester Holika um Hilfe. Diese hat die Fähigkeit mit Hilfe eines Schals durchs Feuer zu gehen
ohne zu verbrennen. Der König gab ihr den Befehl mit seinem Sohn gemeinsam durchs Feuer zu gehen. Er dachte sich sie würde überleben, aber sein Sohn nicht. Doch auch hier gaben die Götter dem
Sohn ihren Schutz. Wie durch Zauberhand rutschte Holikas Schal über den Sohn gerade in dem Moment, in dem die beiden durchs Feuer schritten. So überlebte der Sohn und Holika verbrannte. Passend
zur Geschichte wird eine Holika-Puppe am ersten Tag des Holi Festes verbrannt. Am Feuer treffen sich viele Menschen, meistens Männer, weil dieses Ereignis nachts stattfindet und Frauen hier
nachts nicht mehr auf die Straße gehen. Einige Männer und Jungs laufen nach dem Entzünden des Feuers mit selbstgemachten Feuerkugeln los in die Nacht. Diese Kugeln werden rumgeschleudert und so
sieht es aus als würden sie tanzen, je weiter die Männer weglaufen. Manche werfen sie weit in die Nacht. Das ist echt ein wunderschöner Anblick. Während das Feuer abbrennt laufen die Menschen
fünfmal drumherum. Das bringt Glück. Im Feuer kann man frische Kichererbsen rösten und vor Ort davon naschen. Diesen Brauch konnten wir aus nächster Nähe mit Vinod und Laxman beiwohnen. Danke für
diese Erfahrung! :)
Auf der anderen Seite ist Holi das Fest der Farben, des Frühlings und des Jahresanfang. Das wird weniger auf den Straßen, mehr in den Familien gefeiert. Montag und Dienstag waren wir in so vielen
Häusern zu Gast, dass ich aufgehört habe zu zählen :D. Wird man eingeladen, so gibt es neben viel buntem Pulver auf den Wangen auch super leckeres Essen. Speziell an Holi werden süße Teigfladen
frittiert und den Gästen serviert. Dazu gibt es noch eine lustige Geschichte. Am Montag nachmittag waren wir alle bei Nisha zuhause eingeladen, um Holi zu feiern. Zum Mittagessen waren wir jedoch
auch eingeladen in einem Hotel zu speisen (von wem weiß ich leider nicht genau, aber Kathrin wird dazu bestimmt auch noch etwas zu erzählen haben). Da ich spät gefrühstückt hatte und somit ein
Mittagessen für mich nicht in Frage kam, blieb ich im Sachi Home und fuhr erst später mit zu Nisha. Dass es an Holi soooo viel zu essen geben wird, wusste ich nicht. Als wir dann bei Nisha
ankamen und die anderen Creactings von dem Mittagessen schon total satt waren und wir bei Nisha noch mehr Leckereien angeboten bekamen, habe ich mich dazu berufen gefühlt (aus Hunger und aus
Höflichkeit) zu essen was das Zeug hält. Es war sehr witzig in der Gästerunde die einzige zu sein, in die überhaupt noch etwas reinpasst. Nach ein paar Bissen dieser süßen Fladen und ein paar
Gemüsepakoras war es aber auch meinem Magen zu viel. Bei der darauffolgenden Verabredung bei Joti und Om Baba wurden auch wieder leckere Snacks angeboten. Ich hatte das Gefühl, dass wir Montag
Abend alle total rund zum Sachi Home kamen und ins Bett rollten :D.
Dazu kamen noch die eben schon angesprochenen Farben. An Holi begrüßt man sich mit einem "Happy Holi!!!" und anschließend werden die typischen Pulverfarben auf Wangen, Stirn und schließlich im
ganzen Gesicht verteilt. Aus Respekt zu älteren Personen werden die Farben auch mal auf die Füße gestreut. Dieser Brauch gefällt mir sehr gut, weil es dabei keine Unterschiede mehr gibt.
Hauptsache ist die Freude an der Vielfalt der Farben und der Menschen. Überall wo wir waren habe ich mich willkommen gefühlt und die gute Laune der Menschen wirkt sich echt positiv auf die eigene
aus.
Alles in allem waren unsere Holi - Holidays, in denen das Projekt kurz Pause machte eine wundervolle Zeit, in der wir nochmal als Gruppe viele schöne Erfahrungen sammeln konnten und voller Power
jetzt in den Endspurt unserer Zeit hier starten können. Kathrin wird euch nochmal mehr über ihre Erfahrung aus der Holi-Zeit berichten. Denn jeder erlebt es anders und jeder sieht andere
Facetten, also wollen wir euch auch so viel wie möglich daran teilhaben lassen.
Eine letzte Sache habe ich noch. Sonntag Abend hat Christian uns alle zum Essen eingeladen. Grund dafür war seine Abreise am Montag Morgen. Leider kann er dieses Jahr nicht von Anfang bis Ende
bleiben. Aber die Zeit mit ihm hat die ganze Gruppe, die Dreamcatcher und das Projekt enorm bereichert. Vielen lieben Dank an dich, Christian! Und bis bald! :)
Mo
13
Mär
2017
Seit einigen Tagen nun versuche ich einige Erlebnisse aufzuschreiben, doch es sind so viele, dass ich gar nicht hinterher komme. Jeden Tag gibt es neue Erfahrungen die mal gut und mal weniger gut sind. Oder beides gleichzeitig.
Zunächst ein besonders schönes Erlebnis vom 2.03.: Bei einem Workshop an der AO Zora School gab es einige Kinder, die noch zu jung waren um teilzunehmen. Ich folgte meinem Impuls und gesellte mich zu ihnen. Es war erstaunlich, wie schnell wir über Blicke und Mimik miteinander in Kontakt kamen! Schnell hatte ich einige Kinder an der Hand und wir begannen zu tanzen. Die Runde wurde immer größer. Zu Beginn noch sehr schüchtern ließen sich immer mehr Kinder darauf ein, kamen in unseren kleinen Kreis und hatten großen Spaß! Wir gingen nach unten in einen kleineren Raum und zunächst versuchte ich noch mit ihnen zu spielen und einen Theaterworkshop zu kreieren. Die Kinder ahmten jede meiner Bewegungen nach wenn sie merkten, dass ich sie aufforderte das selbe zu tun. Jedoch verstanden sie kein Englisch und ich kann kein Hindi. Zumindest kann ich sagen, wie mein Name ist ( Mera nam Kathrin hai) und fragen, wie der Name meines Gegenübers lautet ( Aap ka nam ka hai?) und konnte somit die Kinder im Kreis dazu bringen, einzeln ihre Namen zu sagen. Danach wusste ich jedoch zunächst nicht weiter, denn mir fielen weder geeignete Theaterübungen, noch Spiele für kleine Kinder ein. Auch als Dolmetscher dabei waren und wir Theaterübungen machen wollten, fühlte ich, dass das nicht das ist was die Kinder gerade brauchen. Als Neha schließlich für kurze Zeit dazukam brachte sie den Impuls ein, dass sie Wasser (Pani) spielte, vor welchem wir anderen uns fürchteten und flüchteten. Da wir nun zu zweit waren, war es einfacher den Kindern die Idee nahe zu bringen. Als ich mit den Kindern wieder alleine war, kamen wir in einen unglaublich schönen Spielfluss, spielten verschiedene Emotionen, Tiere, tanzten und spielten gegen Ende Fangen und Faules Ei. Auch die letzten Spielimpulse kamen von den Kindern. Als wir zwischendurch eine Pause machten und ich dachte, dass es nun nicht mehr weitergeht, kamen die Kinder wieder zu mir und wollten weiterspielen. Es herrschte eine unglaubliche Energie in diesem kleinen Raum und im Endeffekt spielten wir tatsächlich Theater – denn was anderes ist es, jemanden nachzuahmen, in die Rolle eines wilden Tieres zu schlüpfen oder verschiedene Gefühle zu spielen? Die Kinder gaben mir unglaublich viel Kraft und Freude und es war so schön, dass sie diese Zeit auch zu genießen schienen. Zu Beginn war es schwierig, ins Spiel hineinzukommen, doch da versuchte ich, die Kinder dazu zu bringen, etwas zu machen, anstatt etwas mit ihnen zu machen. Doch nach dieser anfänglichen Hürde kamen wir in einen tollen Spielfluss. Manchmal muss man aufhören, etwas machen zu wollen, um es tatsächlich machen zu können.
Nun ein stranger Tag und ein weniger schönes Erlebnis vom 7.03.: Zunächst besuchte ich mit Wolfi den traurigen Elefanten, der an drei Beinen angekettet den ganzen Tag herumstehen muss, da er sonst wohl das eine oder andere zerstört (würde ich auch wenn ich keinen Freiraum hätte...) und gaben ihm Blumenkohl und zwei Eimer Wasser, welche er durstig austrank. Anschließend trafen wir uns mit ein paar anderen zum Essen und als die anderen bereits aufgegessen hatten, mein Essen immer noch nicht da war, und Wolfi schon ein paar mal nachgefragt hatte, fragten wir erneut und dann hieß es, dass meine Bestellung nicht aufgenommen worden war (ich frage mich sowieso, wie man sich sich so viele Gerichte und Getränke ohne aufzuschreiben merken soll... ^^). Da ich insgesamt bestimmt 45 Minuten warten musste, bis ich endlich etwas essen konnte, sagte ich bestimmt, dass ich nun aber eine Cola for free bekomme und dies wurde mir auch anstandslos gewährt. Nachdem Liz beim Schneider einen Sari gefunden hatte, wollte ich nach einem Chatta (warme dünne Decke, die auch als Schal verwendet werden kann) schauen und entdeckte viele schöne Saris. Neha und ich ließen uns beide vom Verkäufer einen Sari umwickeln, da wir nicht wissen wie das funktioniert, aber gerne sehen wollten, wie er an uns aussieht. Beim ersten Sari war alles in Ordnung, doch als der Verkäufer mir den zweiten Sari umwickelte fühlte ich mich nicht besonders wohl. Er streifte häufiger als nötig Brust und Po und fasste mich an der Hüfte um mich zu drehen. Das war mir schon nicht sehr angenehm, aber der Sari wird wie ein Handtuch um die Hüfte gewickelt und dann ebenso noch einmal in das Gewickelte gesteckt um zu fixieren. Beim ersten Sari den ich anprobierte war dies in Ordnung, doch beim zweiten Sari steckte der Verkäufer den Sari vorne in meine Hose und berührte mich dort, was mir sehr sehr unangenehm war. Da es nur eine kurze flüchtige Berührung war, konnte ich nicht direkt reagieren. Mir schwirrten viele Gedanken durch den Kopf: Was ist da gerade passiert? War dies Absicht oder Zufall? Soll ich etwas sagen oder nicht? Dann erinnerte ich mich daran, dass uns vor der Reise nach Indien gesagt wurde, dass es sein kann, dass wir angefasst werden und dass dies in den meisten Fällen kein Zufall ist, da die indischen Männer beispielsweise ganz genau wissen, wie sie einem ein Kleidungsstück hinhalten können, ohne einen zu sehr zu berühren, da sie dies bei indischen Frauen gewohnt sind. Dementsprechend kann dies kein Zufall gewesen sein. Als der Verkäufer mich daraufhin noch einmal an entsprechenden Körperstellen streifte, sagte ich ihm, dass er mich nicht so sehr anfassen soll. Daraufhin nahm er sofort eine abwehrende Haltung ein, so nach dem Motto, dass man einen Sari nun einmal so befestigt und gab uns die Sachen die wir kaufen wollten ohne Einwand günstiger. Es hat einige Zeit und Gespräche darüber gebraucht, dass ich mit dieser Situation umgehen konnte. In so einer Situation möchte man niemandem voreilig etwas unterstellen und denkt, dass ja eigentlich nichts passiert ist usw., aber es ist sehr wichtig auf das eigene Gefühl zu hören! Denn wenn sich etwas nicht gut anfühlt und man es nicht möchte, ist dies eine Grenzüberschreitung und hier hat jede/r ihre/seine eigene Grenze. Mir hat es sehr geholfen, dass wir vorher schon häufig darüber gesprochen haben, dass so etwas passieren kann und dass man sich auf jeden Fall wehren und etwas sagen soll und ich bin sehr froh, dies in dieser Situation auch getan zu haben. Deshalb ist es mir auch wichtig, darüber zu schreiben, denn solche und schlimmere Situationen sind einfach scheiße und sollten nicht totgeschwiegen oder ausgesessen werden. Und es ist besser, die eigenen Grenzen einmal zu früh, als einmal zu spät aufzuzeigen. So unangenehm diese Situation war – ich habe meine Grenzen aufgezeigt und hatte damit Erfolg. Mir hing diese Situation noch ein paar Tage nach und ich hoffe, dass ich in Zukunft noch sensibilisierter darauf reagieren werde, wenn ich merke, dass mir eine Situation unangenehm ist und ich dementsprechend handeln werde. Und irgendwie habe ich mich auch darüber geärgert, dass ich trotzdem einen Sari dort gekauft habe. Als wir den Shop verließen entdeckte ich auf der anderen Straßenseite diese Schal-Decken, nach denen ich auf der Suche gewesen war. Ich kaufte eine für 300 Rupies (ca. 4 €) und entdeckte zwei Straßenstände später eine, die mir noch besser gefiel. Aber ich hatte doch schon eine... Das kommunizierte ich auch und ging weiter. Ursprünglich sollte die zweite auch 300 Rupies kosten, doch der Verkäufer kam mir hinterher und wollte sie mir für 250 anbieten. Ich lehnte zunächst ab, ging dann aber nochmal zurück, sagte dass ich sie für 200 nehmen würde und war damit erfolgreich. Die zweite Decke wurde meine Lieblingsdecke und die erste passt sehr gut zu Julia, die mir an diesem Abend mit Gesprächen und einem gemeinsamen Indianertanz um die Räucherstäbchen sehr geholfen hat und für mich da war. Danke :*
...Jetzt habe ich es endlich geschafft, einige Geschehnisse letzter Woche aufzuschreiben. Am Freitag waren wir auf einem großen Markt und probten für eine farbenfrohe Show, welche wir am Samstag durchführten. Doch dazu später mehr :)
Mi
08
Mär
2017
Nach einer längeren Zeit gibts auch nochmal etwas von mir zu lesen. In den vergangenen Tagen ist eine Menge passiert, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Aber ich versuch's ;)
Das Erlebnis in der Mummy Jee School konnte ich an ein paar ruhigen Tagen verarbeiten. Durch einen Besuch bei Om Baba, der etwas außerhalb wohnt und deshalb ein besonderer Ruhepol ist, konnte ich
mich etwas sammeln. Außerdem entdeckte ich letzte Woche mein indisches Lieblingsgericht, Manchurian! Das sind fritierte Gemüsebällchen in einer meistens süß-sauren Soße, die auch nochmal mit
Gemüse gekocht wird. Ein Lieblingsessen zu haben hilft unglaublich, sich an ein anderes Land zu gewöhnen.
Auf das letzte Wochenende freute ich mich auch sehr, denn wie Kathrin schon berichtete gab es einen Dreamcatcher Workshop bei uns im Sachi Home. Leider bin ich wohl zu schnell wieder zu
euphorisch in den Workshop gesprungen, denn es fühlte sich alles nicht so gut an wie ich es mir erhofft hatte. Samstag war ich fast nur im Bett. Es ist schwer zu beschreiben, was mir durch den
Kopf ging. Alles bedrückte mich so sehr, die noch vor mir liegende Zeit, die andere Kultur, die Hygieneumstände, die lauten Geräusche immer und überall und das alles so weit weg von meinen
Lieben. Am Abend schaffte ich es aber über meine Eindrücke und Gedanken zu sprechen. Als Laxman und Abisheck von den Dreamcatchern das hörten waren sie sehr erleichtert, denn sie dachten ich sei
traurig wegen des Workshops oder weil sie etwas falsch gemacht haben könnten. Doch das war es nicht und in ihren Augen ließ sich mein Problem sehr leicht lösen. Die beiden versicherten mir, mir
auch die schönen Seiten Indiens zu zeigen, damit ich nicht nur das schlechte in Erinnerung behalte und um mir die Zeit hier zu erleichtern. Das taten sie ja schon mit ihrem lieben Vorschlag und
ich freute mich sehr darüber auch diesmal wieder so viel Herzlichkeit erfahren zu dürfen. Schon das so zu erleben gab mir ein sicheres Gefühl. Dazu kamen nach dem Workshop noch zwei freie Tage,
die ich nutzte um mich besser in Bodhgaya zurecht zu finden.
Montag gingen wir alle zusammen zum Mahabodhi Tempel. Dort zu sein tut sehr gut. Man spürt richtig, dass dieser Ort, an dem Buddha unter dem Bodhi-Baum zur Erleuchtung gelang, ein Ort voller
Energie ist.Ich genoss die Zeit und denke ich werde öfter den Tempel besuchen. Das ist ein guter Ausgleich zum Trubel auf den Straßen und auch zu unserem Projekt hier.
Bei ausgedehnten Shoppingtouren mit Neha auf der Suche nach kleinen Geschenken für meine Freunde in Deutschland kam ich auch auf schönere Gedanken und somit besser in Indien an. Es macht Spaß zu
handeln und sich mit den Shopbesitzern zu unterhalten. Viele wollen nur verkaufen, aber manche sind auch wirklich interessiert und fragen und erzählen vieles.
Heute fand dann wieder ein Workshop statt. Dieses Mal an der Congaria-School, die mitten in der Steppe liegt und als Projekt den Nachmittagsunterricht übernimmt und sich für das Pflanzen vn
Bäumen in der Umgebung einsetzt. Die Kinder dort kennen unser Projekt schon und es hat sehr viel Spaß gemacht mit ihnen Theater zu spielen. Auch das ganze "Drumherum" machte den Workshop sehr
spaßig. Die Hinfahrt in der Riksha mit lustigen Gesprächen, der Tanz am Ende des Workshops, bei dem auch die Zuschauer freudig mittanzten und die Heimfahrt mit Wolfi auf dem Motorrad sind nur ein
paar dieser tollen Momente.
Am Abend wollten Neha und ich nochmal in die Stadt. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg und Laxman begleitete uns ein kleines Stück. Wir versuchten ihn zu überreden uns in die Stadt zu
bringen, aber das war für ihn leider zeitlich nicht machbar. Außerdem hatte er keinen Pullover dabei und abends wird es echt zu kalt im Tshirt. Zufällig kamen dann aber zwei Kumpels von Laxman
auf ihren Motorrädern vorbei, die auf dem Weg nach Bodhgaya waren. Laxman hielt sie an und wir überlegten nicht lange und stiegen auf. Tatsächlich waren die Jungs sehr nett und fuhren wirklich
vorsichtig mit uns. Einen der Jungs kannte Neha schon, er arbeitet im Obststand, bei dem wir immer Bananen kaufen. Der andere arbeitet in einem Süßigkeitenladen und lud uns am Ende noch auf einen
viel zu süßen Snack ein. Diese Art von Süßigkeit, also viel zu viel Zucker, ist typisch für Indien. Nach dem Snack holte ich meinen Sari ab, den ich gestern dort gekauft hatte und der heute
fertig geworden ist. Wickeln kann ich ihn noch nicht so richtig, aber das lerne ich bestimmt noch. Später trafen wir uns fast alle beim Tofuplace, bei dem es gar kein Tofu gibt, zum Abendessen.
Nach einem leckeren Manchurian lässt es sich doch gleich viel besser schlafen :)
Mo
06
Mär
2017
Ich weiß gar nicht genau, wo ich anfangen soll. Am Wochenende hatten wir einen Workshop mit den Dreamcatchern, hauptsächlich denen, die in Deutschland waren. In diesem Workshop sollten sie neuen (theoretischen) Input und somit eine weitere Sicherheit als Kursleitung bekommen und die Möglichkeit haben, sich über den geplanten Verein in Indien auszutauschen. Zudem hatte jeder die Aufgabe, ein Theater-Solo zu entwickeln und zu präsentieren. Denn wer eine Theatergruppe anleiten möchte, sollte auch selbst Spielerfahrung haben. In diesen Tage habe ich – auch durch die Solostücke – sehr viel über die Lebensumstände der Dreamcatcher erfahren, hatte Gespräche über Traditionen und aktuelle problematische Situationen. Wenn wir als Gruppe zusammen sind, Theater spielen und eine gute Zeit miteinander verbringen, sind wir alle auf einer Ebene und es fällt mir sehr schwer, vorzustellen, dass die Dreamcatcher in einer völlig anderen Kultur leben. Die Themen, mit welchen ich an diesem Wochenende konfrontiert wurde und mich sehr beschäftigten, waren das Dowry-System (Heirat und Mitgift), der Wunsch zur Schule gehen zu können, Armut, Familienverpflichtungen, Dorftratsch und (verlorenes) Ansehen, Polizeigewalt, persönliche Geschichten, das indische Zeitgefühl und einiges mehr. Somit stand für mich an diesem Wochenende viel weniger das Theater als die indische Kultur im Vordergrund. Aber wenn man es genau nimmt, habe ich in viele Bereiche der indischen Kultur durch das Theaterspiel Einblick erhalten können. In Indien werden die Ehepartner immer noch in den meisten Fällen von den Eltern ausgesucht und auch wenn der Partner selbst gewählt wurde haben die Eltern ein Vetorecht, denn Eltern bleiben Eltern, egal wie alt das Kind ist. Häufig werden die Partner schon in sehr jungen Jahren gewählt und sogar schon Kinder verheiratet. Vor der Eheschließung ist es üblich, dass der zukünftige Ehemann mit seinen Eltern von den Eltern der Ausgewählten eingeladen wird um einen Tee zu trinken. Die zukünftige Braut kommt nur für kurze Zeit dazu und somit ist kaum Raum für ein ungezwungenes Kennenlernen vorhanden. In Anwesenheit einer Anstandsdame darf sich das zukünftige Ehepaar noch einmal für kurze Zeit unterhalten. Die Eltern wählen den geeigneten Partner bzw. geeignete Partnerin für ihr Kind aus, da doch niemand anderes als die liebende Mutter weiß, was/wer gut für ihren Sohn/ihre Tochter ist. Vor einigen Jahren noch war es wohl üblich, dass das frisch vermählte Ehepaar fünf Tage nach der Hochzeit miteinander verbringen durfte, um sich anschließend drei Jahre lang nicht zu sehen und erst dann zusammen zu ziehen. Warum dies so war, konnte mir jedoch nicht beantwortet werden. Außerdem darf die Frau dann erst einmal für drei Monate das Haus nicht verlassen, denn sie ist ja für dieses zuständig. Desweitern müssen die Eltern der Frau Mitgift zahlen. Ist der Vater jedoch nicht mehr am Leben, muss der (älteste) Sohn dafür aufkommen. Für Familien mit fünf Töchtern ist dies eine sehr große Bürde. Dann ist es natürlich umso wichtiger, dass die Töchter ein gutes Ansehen im gesellschaftlichen Umfeld genießen. Dazu zählt auch, dass sie keinen (engeren) Kontakt zum anderen Geschlecht haben dürfen. In Indischen Dörfern wohnen die Menschen sehr dicht aneinander und es wird sehr viel getratscht. Aus diesem Grund war es nicht klar, ob ein Mädchen der Dreamcatcher zum Workshop kommen durfte. Da sie auf der Deutschlandtournee dabei war, wird im Dorf sehr viel getuschelt, gemunkelt und geneidet. Somit ging es ihrem Vater wohl vor allem darum, dass nicht noch mehr getratscht wird. Doch nach einer langen Diskussion gelang es Wolfi, dass sie doch noch am Workshop teilnehmen durfte. In ihrem Solo zeigte sie ihre Abneigung gegen das Dowry-System, fremdbestimmt zu sein und den Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben. Des Weiteren wurde auch in anderen Solostücken sehr deutlich, dass es ein großer Wunsch der Kinder, bzw. Jugendlichen ist, zur Schule gehen zu können und dass sie glücklich darüber sind, dass ihnen dies möglich ist. Das ist in Indien nicht selbstverständlich, denn in vielen ärmeren Familien müssen die Kinder helfen, Geld zu verdienen und sich um ihre Geschwister kümmern. Viele Kinder gehen betteln. Das ist immer eine sehr schwierige Situation, denn auf der einen Seite möchte man ihnen helfen, auf der anderen Seite dürfen sie aber auch nicht zur Schule gehen, da sie durch Betteln in manchen Fällen mehr einnehmen, als ihre Eltern verdienen. Die Familie gehört in Indien zusammen und das Ansehen der ganzen Familie hängt von jedem einzelnen ab. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Familienmitglied verprügelt wird, weil ein anderes sich nicht richtig verhalten hat. Apropos verprügeln… Einer der Dreamcatcher kam einige Stunden zu spät zum Workshop, weil er ohne Führerschein und Helm mit zwei anderen auf dem Motorrad gefahren ist und von der Polizei erwischt wurde. Diese verlangten nicht nur Bakschisch (Schmiergeld) von ihm, sondern prügelten ihn und nahmen ihn für einige Stunden (bis er das Schmiergeld organisiert hatte) fest. Natürlich darf man auch in Indien nicht ohne Führerschein etc. fahren, aber auf der anderen Seite scheint dies hier normal zu sein – ebenso wie ohne Helm und mit zu vielen Menschen oder sperrigen Gegenständen Motorbike zu fahren. By the way – um einen Führerschein zu erhalten, reicht es einfach genügend Bakschisch zu zahlen…
Mi
01
Mär
2017
Indien hat so unglaublich viele verschiedene Gesichter und einige davon habe ich in den letzten Tagen noch intensiver kennenlernen können. Am Mittwoch hielten wir unsere ersten Workshops in der Upperclass-Schule ab, von der ich in meinem letzten Blogeintrag erzählt habe. Das Gebäude dieser Schule ist sehr eindrucksvoll und erinnert mit seinen weißen Säulen an der Vorderseite ein bisschen an einen Tempel. Das Gebäude ist riesig und modern eingerichtet und das Eingangstor wird von Männern in militärischer Kleidung bewacht. Im Vorhof gibt es eine kleine Eisenbahn auf Schienen, eine Rasenfläche und einen bunten Spielbereich, welcher stark an die Rutschen bei Mc Donalds erinnert… An der Eingangstreppe wartete bereits ein Empfangskomitee aus Schülerinnen, Schülern, Lehrern und anderen wichtigen Persönlichkeiten der Schule auf uns, um uns im Chor willkommen zu heißen. Nach indischer Tradition war vor dem Eingang ein schönes Muster gestreut worden und jeder Einzelne von uns bekam eine rote Tika auf die Stirn gezeichnet und wurde mit Reis und Blumenblättern bestreut. Es war sehr beeindruckend, auf so eine würdevolle Art und Weise begrüßt zu werden. Besonders schön fand ich aber, dass nicht nur wir Deutschen so behandelt wurden, sondern auch die indischen Dreamcatcher. Da die meisten der Dreamcatcher eher zur Unterschicht gehören war es auch für sie ein sehr besonderer Moment, von der Upperclass so ehrenvoll mit „Welcome Sir“ begrüßt und als Workshopleiter anerkannt zu werden. Im Inneren der Schule wurden wir an verschiedenen Orten erneut Willkommen geheißen. Dazu zählte neben einem Willkommenslied einiger Schüler diverse Snacks, Chai und wohlduftende Blumenkränze, welche uns um den Hals gelegt wurden. Wolfgang stellte noch einmal das Konzept des Theaters vor – es geht um eine ganzheitliche Entwicklung des Menschen, Selbstvertrauen, Stärke, (Selbst-) Beobachtung, Kreativität, Freude am Spiel, Spaß usw. Es war toll zu sehen, wie diese Ausführungen, Visionen und Power den Raum füllen und die Anwesenden berühren konnten. Die Lehrer, welche zuvor gefragt hatten, welche Art von Schülern wir für den Workshop brauchen und in welchem Bereich diese gut sein sollten, schienen zu verstehen, dass es beim Theater nicht darum geht, etwas richtig oder falsch zu machen. Die Kinder blühten im Workshop richtig auf und schienen die Freiheit auf der Bühne zu genießen. Zunächst war die Situation im Klassenzimmer etwas schwierig, denn einige Lehrer standen um die Kinder herum und versuchten diese, von außen zu beeinflussen und zurechtzuweisen. Da Neha und Laxman den Workshop gaben und mit Kindern und Musik beschäftigt waren, bat ich die Lehrer darum, einfach nur zuzuschauen und nicht so sehr zu intervenieren, damit die Kinder sich freier fühlen und somit besser ins Spiel kommen können. Sie bemühten sich, dieser Bitte nachzukommen, doch wie das nun Mal so ist, funktionierte dies mal mehr und mal weniger 😉 unglaublich war jedoch, wie die Kinder diesen Workshop annahmen – sie hatten nach einiger Eingewöhnungszeit großen Spaß am Theaterspiel und einige sagten in der Abschlussrunde, dass dies der beste Tag ihres Lebens gewesen sei 😊 Bisher wurden die Theaterworkshops nur in ärmeren Schulen abgehalten, um vor allem den Kindern der Unterschicht die Möglichkeit zum Theaterspiel und dem damit gewonnenen Selbstvertrauen zu geben. Die Kinder der Upperclass Schule hingegen sprechen schon in jungen Jahren sehr gut Englisch, sind diszipliniert und haben viele verschiedene Möglichkeiten und gute Chancen für ihre Zukunft. Diesen Kindern hingegen haben weniger die Freiheit, ohne Wertung zu spielen, ihre Emotionen auszudrücken und sich gehen zu lassen. Dies ist etwas, was sie durch das Improvisationstheater erhalten. Auch die Lehrer waren sehr interessiert, wollten wissen, wie sie die Arbeit mit Emotionen in ihren Unterricht einbauen könnten und wünschten sich einen Workshop, nur für Lehrer, um auch ihrerseits ihre Emotionen auf der Bühne ausdrücken zu können. Zu Beginn, als wir an der Schule ankamen, fühlte ich mich trotz (oder wegen?) der ganzen Bemühungen, es uns an nichts fehlen zu lassen, nicht besonders wohl und hatte ein bisschen den Eindruck, dass dies einfach eine Eliteschule ist, die einen guten Eindruck machen möchte und Disziplin und gute Noten sehr wichtig sind. Zudem wusste ich zunächst nicht, wie ich mich in dieser Umgebung verhalten sollte, inwiefern Formalitäten eingehalten werden müssen usw. Um mit dieser konfusen Situation umgehen zu können, sagte ich mir, dass nicht ich irgendwelchen Anforderungen gerecht werden müsse, sondern nahm die ganze Situation als großes Theaterstück hin, welches ich betrachtete, ohne selbst involviert zu sein. Nachdem ich mich so auf die Geschehnisse einlassen konnte, begann mir die Zeit an dieser Schule sogar Spaß zu machen. Als ich mich bei einer Lehrerin für etwas bedankte meinte sie, ich solle nicht so förmlich sein. In desem Moment wunderte ich mich erst, da sich für mich der ganze Umgang sehr förmlich anfühlte, begriff jedoch später, dass dies auch daran lag, dass die Lehrer sich sehr darum sorgten, dass es uns an nichts fehlt und ihrerseits einen guten Eindruck machen wollten. Die LehrerInnen sind sehr engagiert, vor allem in den unteren Klassen wird sehr viel gebastelt und diese Dinge werden im ganzen Klassenzimmer aufgehängt, sodass eine bunte Atmosphäre entsteht. Zudem gefielen ihnen die Theaterworkshops sehr und es wäre toll, wenn so eine Kooperation entstehen könnte. An diesem Tag hat wirklich eine Verbindung verschiedener Kulturen stattgefunden. Nicht nur, dass wir aus Europa in einer indischen Schule waren, sondern vor allem auch das Zusammentreffen von Unterschicht und Oberschicht auf einer respektvollen, gleichen Ebene. Dies ist etwas, das durch Theaterspielen geschehen kann, denn auf der Bühne ist es nicht wichtig, woher du kommst, welcher Religion du angehörst oder welchen Status du innehast. Nur das gemeinsame Spiel zählt. Wenn durch die Kooperation mit dieser Schule eine Zusammentreffen von Arm und Reich, von Unter- und Oberschicht stattfinden könnte, sodass die Herkunft nicht mehr die entscheidende Rolle spielt, wäre das einfach unglaublich!
Di
28
Feb
2017
Schon am Morgen war ich mit den Gedanken zuhause in meiner Wohnung und bei einem richtig guten Kaffee ( den gibt es leider nicht hier in Indien). Den Tag mit einem solchen Gefühl, was irgendwie Heimweh, aber weniger mit Menschen verbunden ist zu starten, hat mich sehr irritiert. Aber wir sind auf einer Reise und zum Reisen gehört dieses Gefühl auch dazu. Also dachte ich mir: "Halb so wild, ich schaff das schon." Denn geplant war ein Workshop in der Mummy Jee School, in der letztes Jahr auch schon die Dreamcatcher mit der Hathi-Show zu besuch waren. Eigentlich freute ich mich auf die Schule und die Kinder, aber das innerste meiner Bedürfnisse, nämlich Alleinsein wollen, warf einen Schatten über die Freude. Trotzdem wollte ich helfen und packte mit Julia und Ramu alle Dinge zusammen und wir bestellten eine Riksha. Wolfi, Nisha und Vinod würden wir erst in der Schule treffen.
Dort angekommen sollten wir dem Riksha-Fahrer 250 Rupees zahlen, obwohl vorher nur von 150 Rupees die Rede war. Begründet durch den schlecht befahrbaren Weg ist der
Preis wohl gestiegen und durch den mies gelaunten Fahrer bezahlten wir einfach, was er verlangte. Später erfuhren wir von Wolfi, dass der Weg mit 100 Rupees gut bezahlt gewesen wäre. So ein Mist!
So viel also zu Lektion Nr.1 an diesem Tag: Lass dich nicht übers Ohr hauen.
Die Mummy Jee School ist eine wunderschöne Schule mit fantasievoll bemalten Wänden, vielen interessierten Kindern mit großen, erwartungsvollen Augen und Mummy Jee
selbst, die eigentlich aus Frankreich kommt, aber schon seit vielen Jahren hier lebt, strahlt eine solche positive Wärme und Stärke aus, die mich total beeindruckt hat.
Nachdem wir Wolfi gefunden haben und Vinod mit Nisha angekommen war, bereiteten wir alles für den Workshop vor. Nach anfänglicher Irritation, wer denn nun den
Workshop leitet, welche Musik von welchem Laptop gespielt wird und ob nur die 15 geplanten Kinder oder auch die 30 Kinder, die zum Zuschauen dazu kamen, mitspielen, ging es dann inklusive dem
Publikum los. Ramu und Nisha standen nun vor der Aufgabe die Kindermasse fürs Theaterspielen zu begeistern und sie haben es tatsächlich geschafft. Alle waren motiviert mitzumachen und nach ein
paar Konzeptänderungen durch Wolfi war auch die Anzahl der Kinder kein Problem mehr. Das Gelände, welches in schattiger Schulnähe lag und von ein paar Bäumen umringt war, war auch groß genug,
sodass jeder sich frei bewegen konnte. Ich selbst habe anfangs versucht mitzuspielen und dabei meine Unsicherheit, die oft bei unverhofft größer werdenden Menschenmassen (ja, auch bei kleinen
Menschen) auftritt, zu lösen. Jedoch fühlte sich das nicht so gut an und ich versuchte durch Video- und Fotoaufnahmen Teil des Geschehens zu werden.Bei den verschiedenen Übungen kamen einige
Naturtalente zum Vorschein und am ende tanzten alle gemeinsam, was wirklich schön war. Julia hatte viel Spaß beim Spielen mit den Kindern und Ramu und Nisha haben sich als Leiter einer solch
großen Gruppe mit ein bisschen Hilfe von Vinod, Wolfi und Laxman sehr gut geschlagen.
Leider musste ich beim Abbauen die Gruppe verlassen. Grund dafür war, dass viele Kinder mir ganz nah sein wollten, mich anfassten und sehr interessiert an mir
selbst waren und in dem Moment nicht voll und ganz im Workshop waren. Sooo viel Aufmerksamkeit in Verbindung mit dem "Ich will alleine sein"-Gefühl war in dem Moment einfach zu viel. So kam es zu
Lektion Nr.2: Ich bin hellhäutig und falle auf, egal wie sehr ich versuche mich indisch zu kleiden. Es war mir peinlich diese Situation nicht aushalten zu können und entschuldigte mich bei Wolfi
und Mummy Jee, die jedoch beide sagten, dies sei nicht schlimm und dass man auf sich selbst gut achten sollte. Mummy Jee umarmte mich sogar. Vinod brachte mich dann zum Sachi Home, wo Christian
und Neha mir auch helfend Rat gaben, wie es sich hier mit Erwartungen an Situationen und Menschen und den realen Tatsachen verhält.
Lektion Nr. 3: Es wird immer helfende Hände geben, wenn du dich öffnest. Außerdem ist es wichtig die Verantwortung der Gruppe gegenüber mit der Verantwortung sich
selbst gegenüber im Gleichgewicht zu halten und wo sonst sollte man das besser lernen, als hier in Indien :)
Am Abend fuhren wir essen und nach Reis mit Ketchup (ja, das kann man mal machen :D) und ein paar Süßigkeiten ging es mir auch wieder besser.
Alles in allem war das ein sehr lehrreicher Tag, den ich mit dem Gefühl eines guten und fürsorglichen Miteinanders hinter mir lassen kann.
Mo
27
Feb
2017
In den letzten beiden Tagen ist schon wieder so viel passiert. Und das, obwohl ich doch eigentlich gar nicht so viel gemacht habe. Am sonntag fuhren wir nach Gaya, um uns die Tanzchoreografie von Abishek (er ist auch ein Dreamcatcher) anzusehen. Uns war bewusst, dass er an einer Schule arbeitet, an der ein eher wohlhabendes Klientel verkehrt, aber mit so einem Event hatten wir nicht gerechnet: Schon von weitem hörten wir Lautsprecherdurchsagen und traten in ein riesiges Zelt aus Stahlträgern und bunten Stoffen. Der sandige Untergrund war mit grünen Teppichen belegt, in der Mitte waren Stühle aufgereiht, die bestimmt Platz für sehr viele Zuschauer boten, an den Seiten waren Präsentationsstände aufgebaut, sodass dieser Ort eher einem Messe für Motorräder und Traktoren als einer Schulveranstaltung glich. Wir wurden sofort nach vorne geführt, die Schulleiterin begrüßte uns und wir bekamen Ehrenplätze direkt vor der riesigen Bühne und saßen somit noch vor den wichtigsten Gästen der Schule und der Schulleitung auf extra für uns hernageschafften Stühlen. Jeder einzelne von uns wurde nach seinem Namen gefragt und ehe wir begriffen was gerade passierte, wurden wir von der korpulenten Schulleitung nocheinmal von der Bühne aus begrüßt aund dazu aufgefordert unsererseits auf die Bühne zu treten und uns vorzustellen. Um nicht unhöflich zu erscheinen kamen wir dieser Bitte nach. Es war ein total komisches Gefühl, so als "Special Guests" behandelt zu werden, nur weil wir aus Europa sind. Da diese Schule aber sehr viel Wert auf ihr internationales Ansehen legt, waren wir wohl, ohne dies zu wollen und in diesem Moment zu begreifen, ein gutes Aushängeschild dafür. Ich fühlte mich nicht wohl in dieser lauten Welt voller Präsentation, Kommerz und Globalisierung. Nach einer kurzen Aufführung folgte eine Stundenlange (Lob-) Rede auf die Schule und deren internationale Stellung. Wir bekamen zwei Dolmetscherinnen zugewiesen, welche sich große Mühe gaben, diese Rede zu übersetzen. Die nächste Stunde (?) - gefühlt war es noch länger – möge man sich wie folgt vorstellen: viel zu laute Lautsprecher, ein Lehrer der Schule, welcher sich in Extase redet, laute Musik, ein (live-) Video auf der Bühnenrückwand, viel zu laute Lautsprecher, eine Dolmetscherin auf der einen Seite, welche die Rede ins Englische übersetzt und versucht, die Lautsprecher zu übertönen, während das andere Ohr die Gespräche und Übersetzungen auf der anderen Seite wahrnimmt. Währenddessen immer schön lächeln und nicken, damit die Dolmetscherin nicht auch noch Dinge erklären muss. Die Dolmetscherinnen gaben sich große Mühe und es war auch wirklich nett, dass wir somit der Rede ein bisschen folgen konnten, aber natürlich konnten wir in diesem ganzen Chaos natürlich längst nicht alles verstehen, was die Dolmetscherin versuchte uns zu sagen. Also immer schön lächeln und höflich bleiben. Habe ich schon erwähnt dass es sehr laut und die Rede sehr lang war? Aber wenigstens haben auch ein paar Inder hin und wieder auf ihre Uhr geschielt :D Alle waren sehr erleichtert, als schließlich die nächste Choreografie gezeigt wurde. Auch hier wieder, ganz indisch, wurden zwischendurch mehrere falsche Lieder abgespielt (natürlich sehr laut) bis schließlich das Passende gefunden wurde. Wir freuten uns, als endlich eine Choreografie von Abishek gezeigt wurde (er selbst spielte nicht mit). Anschließend verließen Wolfi, Laxmann, Julia und ich die Veranstaltung, um eine Toilette zu suchen und dieser Welt für einen Moment zu entfliehen. Zuerst wurden wir über eine dunkle Wiese, vorbei an trocknenden Kuhfladen, zu einer nicht funktionierenden mobilen Toilette geführt. Das wäre unvorstellbar in Deutschland – so eine riesige Schulveranstaltung, ohne nutzbare Toiletten. Also wurden wir die Straße weiter zu einem riesigen Einkaufscenter mit Kino usw. geführt. Wir mussten eine Sicherheitskontrolle passieren – kein Problem, nur Wolfi musste seinen Tabak abgeben :D Nun haben wir auch einmal eine reiche Seite Indiens gesehen. Ganz erschlagen von der Veranstaltung, dem Fußmarsch und sowieso noch nicht ganz fit, waren mir die ganzen Eindrücke ein bisschen zu viel und wir gingen, ich wankte, zu der Veranstaltung zurück. Laxmann hatte mir am selben Tag noch versprochen, mein Bodyguard in India zu sein, sodass mir nichts passieren könne. Dieses Versprechen löste er noch am selben Abend ein und achtete darauf, dass ich, erschlagen wie ich in diesem Moment war, von keiner Rikscha angefahren wurde und zog mich schnell zur Seite, wenn ich nicht schnell genug begriff, dass ein Motorbike in der Dunkelheit auf mich zukam. Alles in allem kam ich so am Abend wieder wohlbehalten Zuhause an. Am nächsten Morgen erwartete mich eine Überraschung. Die Obst- und Gemüseampel, welche ich aus drei Körben und stabiler Naturschnur gebastelt hatte, war nun aufgehangen worden und in Gebrauch! Zu dieser Gemüseampel gibt es auch noch eine kleine Geschichte zu erzählen: Wohl jedes Jahr werden (drei) Körbe übereinander zu einer Aufhängsystem verarbeitet, um unsere Lebensmittel vor diversen Tieren in Sicherheit zu bringen. Dieses Jahr durfte ich das basteln :) Als ich am Sonntag in den Endzügen war, kam der Besitzer des Sachi Homes zu uns und sah meine Arbeit. Er war begeistert davon und fragte mich direkt, ob ich auch für ihn zwei davon machen könne, welche er mir abkaufen würde. Außerdem würde er gerne lernen, wie ich das mache. Wenn er mir das Material bringt, würde ich das machen, antwortete ich. Daraufhin zog er ein paar Geldscheine hervor und wollte diese Wolfi geben, damit er die entsprechenden Körbe und die Naturschnur das nächste Mal mitbringe. Verrückt, wie sich manche Dinge entwickeln :D Ich hätte total Bock, diese Körbe zu machen und diese Technik auch weiterzugeben. Vielleicht ist sowas auch bei unserem geplanten Projekt möglich. Ob ich diese Gemüseampeln für Siddartha machen werde, wird sich zeigen :D Am Montag hingegen tauchten wir in eine völlig andere Welt ein, denn es stand ein Workshop an der AO Zora School an - das ist die Schule, an der das Indienprojket begann. Diese Schule liegt in einem kleinen Dorf. Die Häuser sind häufig aus Lehm gebaut - der Baustoff der Armen, da diese Häuser sehr viel Arbeit zur Instandhaltung fordern. überall laufen Ziegen, Zicklein, Hühner und Küher frei herum und es herrscht (für indische Verhältnisse) eine angenehme Ruhe. Auf der einen Seite gefallen mir diese natürlichen Dörfer sehr, doch auf der anderen Seite ist auch hier die große Armut zu spüren. Der Workshop fand auf der Dachterrasse statt und ich muss mich wohl immernoch an die große Hitze hier tagsüber gewöhnen. Daher war ich sehr froh mich dafür entschieden zu haben, bei diesem Workshop das Filmen zu übernehmen und nicht selber teilzunehmen. Doch auch dies machte mir großen Spaß. Auf der Dachterrasse waren nicht nur Teppiche ausgebreitet, auf welchen der Workshop stattfand, sondern drumherum saßen oder standen einige Zuschauer und weiße Kaninchen hüpften frei auf der Dachterasse herum. aber das erscheint hier alles ganz normal. Nach diesem Workshop, der spontan in zwei aufgeteilt und von zwei Dreamcatchern geleitet wurde, kam die bestellte Rickscha um uns abzuholen. Als wir unten mit dem Gepäck zusammen auf die anderen warteten, versammelte sich eine große Traube Dorfbewohner rund um uns, sie starrten uns an, waren sehr interressiert und kamen immer näher. Wir trafen sowohl auf sehr alte Menschen, welche um Essen bettelten, als auch auf kleine Kinder mit zerzausten Haaren und dreckiger Kleidung wie auch auf Jugendliche, welche in saubere t-shirts und Jeans gekleidet waren. Ich kann meine ganzen Eindrücke und Empfindungen gar nicht rehct in Worte fassen. Gestern noch haben wir einen Teil der upper-class kennen gelernt und heute sind wir der Armut hier wieder so nahe. Zudem hatte ich gestern und heute mit einem der Dreamcatcher viele Gespräche über Indien, die Armut und daraus entstehenden Probleme, sodass mich dieses Thema momentan sehr beschäftigt. Nach dem Workshop waren wir alle zusammen etwas Essen. Wir setzten uns einen Tisch draußen neben der Straße. Als die meisten mit dem Essen schon fertig waren rief Christian nur "rein, rein, rein, rein!". Ohne nachzufragen schnappten wir unsere Sachen und eilten ins innere. Der Grund: ein Fahrzeug fuhr mit einer riesigen giftigen Wolke aus Insektenschutzmittel an uns vorbei. In Indien weiß man nie, was als nächstes kommt. Everything is possible in India.
Fr
24
Feb
2017
Heute war ein total verrückter Tag!
Morgens bin ich aufgewacht nach einer sehr anstrengenden Nacht voller Gedanken. Und nach dem Blick auf die Uhr wars dann noch schlimmer. 6 Uhr!!! Aber weil ich nicht nur rum liegen wollte bin ich
aufgestanden, habe geduscht, Wäsche gewaschen und mich auf der Terasse mit einem Buch beschäftigt. Noch immer war ich schlecht gelaunt.
Christian, Neha, Nina und Pauline waren auch schon früh auf den Beinen und haben zusammen mit Vikram eine Tempelführung im Mahabodhi Tempel gemacht. Sie kamen um 9 Uhr wieder zurück und haben
sich von dem frühen Ausflug erholt. Nach einer Weile war auch Wolfgang wach, der in Bodhgaya noch einige Dinge erledigen musste und Pauline und ich beschlossen mitzukommen. Das hat meine Laune
merklich verbessert :).
In der Stadt weiß ich jetzt wo alles zu finden ist, was man hier braucht und wie viel es ungefähr kostet. Das gibt mir ein sicheres Gefühl, denn für mich ist Bodhgaya total unübersichtlich und
ich würde nie Shops finden, die ich gerade brauche. Riesige Supermärkte, in denen es alles gibt, gibt es hier nicht, nur kleine Shops. Braucht man Obst, geht man zum Obsthändler. Braucht man
Seife, geht man zum Body-Shop. Braucht man Büromaterial, geht man zum Schreibwarenhändler und braucht man Ruhe geht man zum Tempel.
Im Sachi Home angekommen, warteten wir alle auf die Dreamcatchers, denn heute fand der erste Workshop statt. Hier bekamen wir wieder die indische (Un-)Pünktlichkeit zu spüren. Aber als alle da
waren konnte es losgehen. Dieses Jahr ist die große Aufgabe für die Dreamcatcher, dass sie selbst lernen Workshops zu leiten. Dazu gehört das Konzept erstellen, das Anleiten der Übungen und
Feedback geben. Heute hat das überwiegend Laxman übernommen. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht unter seiner Anleitung zu spielen. Nach dem Warmup habe ich mich den Videoaufnahmen gewidmet.
Beendet wurde der Workshop mit einem gemeinsamen Essen, das Pauline gekocht hat.
Für mich war es bis hierher schon ein sehr gelungener Tag, aber es sillte noch weiter gehen. Heute ist nämlich Shivaratri, ein indischer Feiertag, der der Gottheit Shiva und seiner Hochzeit mit
Parvati gewidmet ist. Im Shivatempel neben unserem Hotel wurde als auch kräftig gefeiert und wir hatten das Glück dabei sein zu dürfen. Vom Hotel aus wurden wir mit kleinen Schulbussen zum Tempel
gebracht und Christian hat uns gezeigt wie man die Gottheiten ehrt. Danach hatte ich eine wundervolle Begegnung mit einen kleinen Jungen, der mir gezeigt hat in welchem Rythmus man zum
Shivamantra trommelt. Auch die anderen wurden von Kindern belagert. An Shivaratri wird die Fahne auf dem Tempel ausgetauscht, die dann wieder ein Jahr dort bleibt. Währenddessen haben wir uns zu
den Frauen gesetzt, die separiert vn den Männern waren. Das ist so üblich in Indien. Anschließend wurde zusammen gesungen. Es gab immer einen Vorsänger und die anderen sangen einfach mit.
Nach ein paar Liedern (und die können echt lange dauern) beschlossen wir wieder zum Sachi Home zu fahren um die Abendrunde zu machen. Später im Bett konnte ich immer noch aus allen Richtungen den
Gesang aus den Tempeln hören. Das war wirklich ein sehr spannender Tag :)
Do
23
Feb
2017
Nachdem wir an unserem ersten Tag in Dehli so unglaublich viel erlebt hatten und endlich an unserem Zielort Bodghaya angekommen waren, hatten wir Zeit ein bisschen zu entspannen. Das war für mich auch bitter nötig, denn wie Liz bereits in ihrem letzten Blogeintrag geschrieben hat, hat auch mich der Durchfall heimgesucht, sodass ich die letzten Tage fast nur im Bett lag und nichts mehr hören und sehen wollte. Ich denke, ich musste ersteinmal auch die ganzen neuen Eindrücke verarbeiten. Zudem ist es in Indien nie einfach mal still. Tagsüber hört man hupende Autos und Menschenstimmen und laute Musik und nachts vorallem Hundegebell und das Rauschen des Windes, der auch momentan wieder durch die Bäume pfeift. Bodghaya ist eine eher ländliche Gegend, um unsere Bleibe herum sind einige Felder und Bäume und um in die Stadt zu gelangen muss man ein (momentan) ausgetrocknetes Flussbett überqueren (es gibt natürlich auch eine Brücke^^) welches von vielen Hunden belagert wird, die, wenn es dunkel wird wohl gerne ein bisschen aggresiv werden. Heute morgen, besser gesagt mittag, bin ich verhältnismäßig fit wieder augewacht, das Darmproblem hatte sich zumindest bei mir verdünnisiert. Ich habe es das erstemal geschafft, unseren Bereich zu verlassen und mit Julia zusammen hinunter in die Küche zu gehen um Toast in der Pfanne anzurösten. Es brauchte allerdings seine Zeit, bis wir mit einer riesigen Stichflamme den Gasherd in Gang bringen konnten, da auf der Gasflasche die Pfeile für "on" und "off" in die falsche Richtung zeigten und wir, ganz deutsch, dem Geschriebenen vertrauten. Das war mein erstes Highlight des Tages! Endlich konnte ich wieder etwas essen und war sogar soweit gestärkt, dass ich mit Christian und Wolfi die Vereinssatzung eines anderen indischen Vereins durchgehen konnte. Dieses Jahr soll in Indien nämlich ein eigener Verein gegründet werden, der zwar immernoch mit Creacting verbunden ist, aber auf eigenen (indischen) Beinen steht. Ich bin gespannt ob wir das in dieser kurzen Zeit hinbekommen! Währenddessen plante Nina mit Laxmann und Ramu, zwei Jugendlichen der indischen Theatergruppe, bereits den Workshop für den nächsten Tag. Auch dies ist Teil des Konzepts, denn die Jugendlichen sollen dazu herangeführt werden, eigene Workshops zu leiten und so im Namen des indischen Vereins an Schulen und anderen Orten theaterpädagogisch arbeiten können. Wir werden bald beginnen die Vereinssatzung für "Creacting India" (vllt. wird es auch ein anderer Name) zu schreiben und ich freue mich darauf und denke, dass das Projekt für mich dadurch noch klarer und greifbarer wird. Bisher ist die Vorstellung davon, dass zunächst ein Hauptsitz gegründet wird, in welchem der Nachhaltigkeitsgedanke gelebt wird, Chai in traditionellen Tontassen anstatt in Plastikbechern verkauft wird und es gefiltertes Wasser anstatt Wasser in Plastikflaschen zu trinken gibt. Desweiteren soll der Verein dem Kulturaustausch dienen und Raum und Unterstützung für diverse (kreative/künstlerische) Workshops dienen. Ich bin gespannt was aus diesen Ideen empor wächst! Ich war froh, heute endlich ein bisschen zu diesem Projekt beitragen zu können und dennoch sehr erschöpft. Anschließend wollten wir uns alle um 18 Uhr an einem Tempel in Bodhgaya treffen um einer traditionellen Zeremonie beizuwohnen. Die anderen waren bereits etwas früher zu Fuß in die Stadt gegangen und da Julia und ich den Weg noch nicht kannten durften wir auf Vinods Motorbike mitfahren :) Es war spannend die Zeremonie am Tempel mitzuerleben und schön zu sehen, dass der dortige Baba (Mönch) Wolfgang schon kannte und auch wir somit zu einer Gruppe gehören und nicht nur als europäische Touristen betrachtet werden. Der Baba zeichnete jedem von uns der wollte eine schöne Tika auf die Stirn, während die ganze Gruppe im Kreis um das Geschehen herum saß. Das war ein schöner Moment. Vom Tempel aus konnten wir auch auf einen Platz davor blicken und dort spielte sich etwas ab, was mich sehr berührt hat. Ein Kind hüpfte auf allen Vieren einer davonrollenden Wasserflasche hinterher. Anscheinend hat dieses Kind Probleme mit seinen Beinen, so wie man es auf den Straßen Indiens häufiger sieht. Ein orange gekleideter Mönch stoppte mit seinem Fuß die Wasserflasche, sodass das Kind diese erreichen konnte und ging weiter. Im nächsten Moment rollte die Wasserflasche schon wieder weg und das Kind hüpfte mit Händen und Knien auf dem Boden hinterher. Irgendwann begriff ich, dass das Kind dort unten zwischen all den Menschen mit seiner Waserflasche Fangen spielte und Spaß daran hatte. Wieder einmal habe ich heute erfahren dürfen, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint.
Mi
22
Feb
2017
Bei uns ist es jetzt schon Mittwoch Abend und wir haben eine kleine Blogpause gemacht. In den letzten Tagen haben wir wieder viele neue Erfahrungen gemacht.
Wir sind von Delhi nach Bodhgaya gereist. Das war sehr sehr anstrengend. Angefangen hat es damit, dass wir den Zug um 12:10 Uhr nehmen sollten. Am Bahnhof angekommen, sagte uns Vinod, dass dieser
drei Stunden Verspätung hat. Also haben immer zwei Leute auf das Gepäck aufgepasst und die anderen sind nochmal in die Stadt gegangen, um zu essen oder andere Dinge einzukaufen. Ich selbst musste
erst am Bahnhof bleiben, weil ich dort eher meine Ruhe hatte, die ich dringend brauchte, als in der total vollen Stadt in Delhi. Aber nach einiger Zeit bin ich mit Nina, Julia und Pauline noch
einen Tee trinken gegangen. Als wir wieder zum Bahnhof kamen hieß es, dass der Zug erst um 17 Uhr fährt. Das scheint wohl sehr typisch für Indien zu sein, denn auch andere Menschen warteten und
schlugen die Zeit tot. Um uns nicht zu sehr zu langweilen spielten wir ein Kartenspiel, das Julia uns erklärte und ein Inder kam dazu um mitzuspielen. Das fand ich wirklich sehr schön, weil es
endlich mal nichts mit Geld und Verkauf zu tun hatte. Spielerisch kann man also schneller einen guten Kontakt herstellen, der nicht von Abhängigkeiten geprägt ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl
für unser Projekt in Bodhgaya bei dem es ja um Theater"spielen" geht.
Nachdem wir dann das ganze Gepäck (und das ist wirklich sehr viel) zum Bahnsteig getragen haben musste wir dort auch noch fast eine Stunde warten, bis wir in den Zug einsteigen konnten. Ich
fühlte mich unglaublich beobachtet am Bahnhof. Ständig schauten Leute uns an und manche wollten Fotos von uns machen. Ob das nun an unserer Hautfarbe, Gruppengröße oder der riesigen Menge an
Gepäck lag, weiß ich nicht. Vielleicht war es eine Mischung aus allem.
Im Zug ging es dann weiter mit den neuen Eindrücken. Es war ein Sleeperstrain, in dem wir sehr lange unterwegs waren. Insgesamt etwa 16 Stunden. Um halb sechs abends sind wir losgefahren und ich
bin schon um sieben eingeschlafen. Durch das ruckeln bin ich manchmal aufgewacht, aber nicht sehr lange. Bis 7 Uhr morgens habe ich dann fast durchgeschlafen und konnte noch etwas von der
Landschaft sehen. Alles war sehr flach. Manchmal gab es ein paar Häuseransammlungen, aber im großen und ganzen sah es eher nach einer Steppenregion aus. Während der Wachzeiten kommen im Zug immer
Leute mit Speisen und Getränken vorbei, die man sich dann kaufen kann. Ich selbst habe nicht getrunken, um nicht zur Toilette gehen zu müssen, aber Julia meinte die Toiletten im Zug seien ganz
okay gewesen. Schon im Zug haben Kathrin, Neha und Julia gemerkt, dass sie krank geworden sind. Alles war es übel und sie haben Durchfall bekommen. In Gaya endlich angekommen (ich glaube so gegen
11 Uhr muss es gewesen sein) habe ich dann auch Bauchgrummeln gespürt. Von Gaya aus sind wir dann mit der Riksha mit all unserem Gepäck nach Bodhgaya zum Sachi Home, das Hotel in dem wir die
nächsten Wochen verbringen werden, gefahren. Dort angekommen war es gut erstmal zu duschen. Wolfgang ist dann ziemlich bald los in die Stadt um für alle Samosas zu kaufen. Doch so richtig essen
konnte ich nicht, denn nun hatte auch ich Durchfall. Nina, Pauline und Wolfgang sind verschont geblieben, aber wir anderen mussten immer in Toilettennähe bleiben. Das hat den ganzen Tag noch
anstrengender gemacht, als er ohnehin schon war. So verbrachte auch ich die meiste Zeit im Bett. Dienstag Abend war mir dann alles auch etwas zu viel. Die letzten Tage habe ich so viele Eindrücke
sammeln können, die mein Kopf jedoch noch nicht verarbeiten konnte. Jetzt im Bett zu liegen und über alles nachzudenken hat sehr viel Unterbewusstes wachgerüttelt. Dazu gehören die Gerüche, der
Lärm, das Getummel auf den Straßen, die mangelnde Hygiene, das Heimweh, zu wissen dass man hier sehr anders ist oder auch was es bedeutet richtig krank zu sein. Nach gestern Abend, als das alles
über mich kam, gehts mir heute schon etwas besser. Wir sind alle noch krank, aber es ist nicht mehr allgegenwärtig. Essen konnten wir heute auch wieder ein bisschen, auch wenn es nur Gemüsebrühe
mit Brot und Bananen waren. Von Om Baba gab es auch noch ein Pulver, was aus einer Art Apfel gewonnen wird. Es enthält Elektrolyte und das ist sehr gut bei so viel Flüssigkeitsverlust. Ich hoffe,
dass wir bis Freitag wieder aktiver sein können, damit wir den ersten Workshop mit den Dreamcatchers miterleben können. Ich bin sehr gespannt, was die Dreamcatcher von ihrer Zeit in Deutschland
zu erzählen haben und wie das unsere Arbeit hier beeinflussen wird.
So
19
Feb
2017
So
19
Feb
2017
Es ist 23 Uhr abends, das turbulente Straßenleben Dehlis hat sich beruhigt. Nach einem kurzen aber intensiven Tag genieße ich nun die kühle Abendluft und blicke über die Dächer Dehlis. Es ist verhältnismäßig ruhig – das heißt es hupt zwischendurch mal ein paar Sekunden nicht und die Menschenmassen sind von den Straßen verschwunden. Ich habe es mir auf der obersten Dachterrasse unseres Hotels in einer Hängematte bequem gemacht, um euch von Indien zu berichten.
Zwischen Deutschland und Dehli gibt es einen Zeitunterschied von 4,5 Stunden und das haben wir noch nicht ganz überwunden – nachdem wir erst heute morgen um 3 oder 4 Uhr eingeschlafen sind, quälten wir uns um 15.30 Uhr aus unseren Betten. Zum Glück ist für heute noch nichts geplant. Wir, das sind in diesem Fall Liz, Julia, Neha und ich, denn wir teilen uns ein Vierbettzimmer. Ganz nach indischer Art hat das mit der Zimmerreservierung nicht so ganz geklappt, aber wir sind froh darüber, denn so können wir uns alle besser kennenlernen. Als Julia aus dem Bad zurückkommt meint sie, dass kein Wasser mehr aus der Leitung kommt und auch die Klospülung nicht mehr funktioniert. Abwarten, vielleicht funktioniert das ja bald wieder. Als sich einige Zeit später nichts daran änderte, fragen wir Nina, ob in ihrem Bad das Wasser noch funktioniert und bekommen ihren Schlüssel, da sie und Pauline zu einem nahegelegenen Park gehen wollen. Ich musste ganz dringend aufs Klo, wusste aber nicht genau welches Zimmer Nina und Pauline bewohnen. Halt irgendwo schräg gegenüber. Dann bin ich einfach mal los und dachte mir, da wo der Schlüssel passt, müsste das ja sein. Die erste Tür ging problemlos auf, komisch da drin ist nur ein Rucksack der schon gepackt ist, es kommt keine Wasser aus dem Wasserhahn und das da sieht nach Männersandalen aus. Das muss das falsche Zimmer sein! Aber der Schlüssel hat doch gepasst... Naja dann versuch ich es beim Zimmer nebenan auch noch. Auch hier passt Ninas Zimmerschlüssel und es sieht nach dem richtigen Zimmer aus. Das Wasser funktioniert auch. Haben alle Zimmertüren das gleiche Schloss? Ich teste den Schlüssel auch bei unserem Schloss und siehe da – er passt nicht. Das lässt hoffen 😃
Hier in Indien passiert so viel, es gibt so viel zu erleben und zu sehen, dass ich es gar nicht alles beschreiben kann. Die Straßen sind eng, voller Menschen, laut, bunt, geruchsvoll, vermüllt und staubig.
Wir haben bereits eine Horde Affen, dazwischen freilaufende Schweine, Kühe, Katzen, ganz viele Hunde und gestapelte, zerrupfte Hühner in viel zu kleinen Käfigen gesehen. Direkt neben den Hühnerkäfigen wird deren Fleisch verkauft. "Wie funktioniert das?" - "Siehst du da hinten die blutige Ecke?"
Auf den Märkten und in den Straßen gibt es überall etwas zu kaufen - schöne Tücher, Stoffe, Kleidungsstücke, Schmuck, Essen in allen Variationen und auf dem Gemüsemarkt bergeweise Gemüse, Gewürze, Hühnerfleisch, Obst und in anderen Straßen kann man Schneider und Schreiner bei ihrem Handwerk beobachten und überall sind Rikschas, Fahrradrikschas, Mopeds und auch Autos mit lautem Gehupe unterwegs. Achja, am besten geht man auf der linken Seite der Straße, denn es ist Linksverkehr und dann geht man mit dem Strom und die Gefahr ist geringer, mit irgendeinem Fahrzeug zusammenzustoßen.
Vor der Reise habe ich in einem Reiseführer „Kulturschock Indien“ über Indien eingelesen und sehr vieles begegnet mir hier eins zu eins so, wie es dort beschrieben war. Männer, die einen auf der Straße ansprechen „how are you, where you from, where are you going“ um uns in ein Gespräch zu verwickeln und anschließend davon überzeugen zu wollen, mit ihrer Rikscha mitzufahren oder mit ihnen mitzukommen und etwas zu kaufen, der Sohn habe „Problems with his legs“. Frauen, die mit ihren Kindern auf dem Arm um Essen betteln und einen bitten, Milchpulver zu kaufen, welches sie laut Reiseführer wieder im nächsten Shop verkaufen werden. Kinder, die betteln, während die Mutter von weitem zusieht. Verkäufer, die versuchen, einen übers Ohr zu hauen und sich ins Fäustchen lachen, wenn sie es geschafft haben. Männer, die versuchen, einen wie zufällig zu berühren (das ist mir zum Glück nur gestern passiert und er hat sofort meinen Ellenbogen zu spüren bekommen). Achja, auf der Straße sieht man zu 80 % nur Männer. Es sind wenige Frauen unterwegs, aber man sieht einige ältere Frauen, welche es sich auf dem Balkon oder hinter Fenstern bequem machen, um das Treiben auf der Straße zu beobachten.
Das ist eine Seite Indiens, das was sich häufig auf den Straßen abspielt, aber in dieser kurzen Zeit, de wir nun hier sind, durfte ich auch andere Seiten kennen lernen:
Heute waren wir zum Frühstück (okay, okay, es war schon 17 Uhr^^) wieder in einem Roof-Top- Restaurant, welches wir gestern durch Nina kennen gelernt haben. Ein alternativer Platz, an welchem sich junge Erwachsene treffen, zusammensitzen, essen, rauchen und trinken. Wir waren froh, uns in Ruhe mit den Indern unterhalten zu können, ohne befürchten zu müssen, dass uns jemand etwas verkaufen will. Wir hatten Gespräche über Gott und die Welt (im wahrsten Sinne des Wortes), Religion, unser Indienprojekt, welches großen Anklang fand, Bismarck, Heidegger, Hitler und vieles andere. Das ist ein weiteres Phänomen in Indien – sobald Germany erwähnt wird, wird sofort Hitler und die Arische Rasse erwähnt. Jedoch nicht negativ gesehen, sondern als Bewunderung für „the strongest Country in Europe“. Das ist ein bisschen befremdlich, aber wenigstens werden wir nicht mit Nazis gleichgesetzt und zumindest der Inder, mit dem ich mich länger darüber unterhalte, sieht das Ganze differenziert und zeigt nicht nur die Bewunderung für diese Stärke, sondern sieht auch ganz klar auf der humanistischen Ebene das Verbrechen, welches in diesem Kontext begangen wurde. Es war toll, sich austauschen zu können und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.
Das Schönste bisher durfte ich jedoch gestern erleben: Wir gingen zu einem nahegelegenen Tempel, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen und den ganzen Eindrücken für einen Moment zu entfliehen. Die Treppen zum Tempel hoch ziert tatsächlich ein Treppenlift. Der Tempel ist innen mit Teppich ausgelegt und die Frauen sitzen links und die Männer rechts, mit Blick zu der Statue vorne in der Mitte. Ich setze mich dann auch links auf den Boden, um eine bisschen zur Ruhe zu kommen und zu meditieren. Irgendwann öffne ich die Augen und blicke direkt in zwei leuchtende große Augen schräg vor mir. Zwei kleine Mädchen haben sich links vor mich, auch im Schneidersitz, auf den Boden gesetzt und strahlen mich an. Ich lächle zurück und das Lächeln der Kinder wird noch breiter. Nach einer Weile schließe ich meine Augen wieder und die Kids stehen auf. Als ich meine Augen wieder öffne kommen sie zurück und setzen sich direkt neben mich, tuscheln miteinander wie sie sitzen müssen und lächeln mich wieder an. Das ist ein so unglaublich schönes und ehrliches Lächeln! Wir begrüßen uns kurz und verständigen uns ohne Worte. Dann muss ich weiter, die anderen Creactings warten schon auf mich. Die Mädchen folgen mir und laufen vor mir aus dem Tempel. Sie drehen sich noch einmal um, wir lächeln uns an, sie winken und dann sind sie verschwunden. Das war eine wunderschöne Begegnung und ganz erfüllt gehe ich weiter. Vermutlich waren das Straßenkinder, aber sie haben nicht gebettelt und wollten nichts von mir. Man begegnet vielen, die einen ansprechen und auch Kindern die betteln, aber mit diesen Mädchen war es eine Begegnung. Wir haben uns einfach verstanden. Danke Indien.
Sa
18
Feb
2017
Hallo ihr Lieben!
Wir, das sind Liz und Kathrin, werden euch in den nächsten Wochen hier mit vielen spannenden Erzählungen und Eindrückenn aus Indien versorgen. Denn auch in diesem Jahr gibt es viel zu erleben und
zu tun im Indien-Projekt von CreActing. Wir sind froh dabei sein zu dürfen :)
Einmal Frankfurt - Delhi, bitte! von Liz
Angefangen hat das Projekt für uns schon im August 2016, als wir als Praktikanten beim CreActing Sommercamp mitmachen konnten. Das Interesse für das Indien-Projekt war geweckt und so fing es dann
an konkret zu werden. Nachdem wir Flüge, Visa und andere unglaublich viele wichtige Dinge erledigt hatten, haben wir uns im Januar mit Wolfang, Andrea und Christian auf dem Reuschberg getroffen.
Dort erhielten wir ein kurzes "Indien-Briefing" und hörten unglaubliche Geschichten. Die Vorfreude wurde immer größer.
Am 17. Februar wars dann soweit. Nach einer fast schlaflosen Nacht gings mit der Bahn nach Frankfurt. Dort habe ich dann Kathrin getroffen und die anderen "CreActings", Wolfgang, Julia und Neha.
Unglaublich aufgeregt flogen wir dann über Kuwait nach Delhi. Dort angekommen war ich erstmal total übermüdet. Aber schon gings weiter, indische Arbeitsweise kennenlernen. Aus den Erzählungen von
Wolfgang und Christian wussten wir schon, was auf uns zukommen kann. Aber dass Beamte am Einreiseschalter sich alle Zeit der Welt nehmen und vieles mit den Kollegen absprechen müssen, sich dabei
auch immer wieder mal eine kleine Runde die Beine vertreten hat mich schon sehr amüsiert. Nächstes Highlight war für mich die Taxifahrt zum Hotel. Mit ungesichertem Gepäck auf dem Dach gings
ziemlich zügig und mit viel gehupe auf der Autobahn Richtung Hotel. Dabei gab es einige Momente in denen mir das Herz fast stehengeblieben wäre, aber es hat auch genauso viel Spaß gemacht Teil
von diesem Verkehrschaos, in dem nicht ein einziges Auto zu schaden kommt, zu sein.
Im Hotel haben wir Nina und Pauline getroffen, die auch beim Projekt mitmachen und einen Tag vor uns ankamen. Jetzt mussten wir erst einmal ein paar Stunden Schlaf nachholen, um wach für die
nächsten Eindrücke zu sein. Alleine in den ersten 24 Stunden in Indien haben wir zweimal lecker gegessen, waren einmal im Tempel, haben uns jetzt schon neu indisch eingekleidet und abends mit
Vinod getroffen. Vinod wird uns wieder in den nächsten Wochen begleiten und mit uns zusammenarbeiten. Bei der Abschlussrunde über den Dächern von Delhi sprudelten die Vorhaben und Ideen für
unsere Zeit in Bodhgaya nur so aus Wolfgang heraus. Pläneschmiedend und chai-trinkend lässt es sich gut entspannen nach einem solchen Tag.
Ich bin beeindruckt und auch ein bisschen eingeschüchtert nach den ersten Erlebnissen. An viele Dinge muss man sich erst gewöhnen, wie die Laustärke auf den Straßen, die interessierten Blicke der
Inder oder das manchmal sehr scharfe Essen. Bestimmt werden wir bald noch mehr darüber zu berichten haben.